Der Vater verbringt seinen letzten Sommer in der alten Heimat am Balaton. Viele Dinge tut er zum letzten Mal, denn zurück geht es direkt ins Krankenhaus, wo gegen seinen Krebs nichts mehr unternommen werden kann. Die Tochter sitzt in den heißesten Tagen des Sommers am Krankenbett und erinnert sich an die gemeinsamen Jahre...
Rezension
Zsuzsa Bánk erzählt in einem inneren Monolog, wie es war, als sich der Tod ihres Vaters abzeichnete, in jenem Sommer am Balaton, zu dem das Sterben nicht passen wollte, erzählt vom Verdrängen, vom Aktivwerden, dem Mutmachen und schließlich dem Annehmen und Abschiednehmen. Poetisch und schonungslos zugleich sind äußere Handlung - das Kranksein des Vaters, die Klinikerfahrungen, der Austausch in der Familie - und innere Handlung - Erinnerungen, Ängste, Hoffnungen und Erkenntnisse - miteinander verwoben und bilden so die Menschheitserfahrung eines existenziellen Verlustes ab. Die Autorin lässt ihre Leser/-innen teilhaben an ihren Gefühlen und berichtet vom Weg als Tochter, die lernen muss loszulassen. Es ist eine alltägliche Geschichte: Der betagte Vater erkrankt, muss in diesem Fall, da er in seiner ungarischen Heimat ist, noch nach Deutschland gebracht werden, wo die Tochter eine neue Heimat gefunden hat, wird gepflegt, ermuntert, begleitet und schließlich verabschiedet. Das Leben der Hinterbliebenen geht weiter oder beginnt vielleicht hier erst. Der Verlust deckt vieles der Persönlichkeit auf, lässt hinterfragen und schickt auf einen eigenen Weg. Ein Roman über die Kraft der Wurzeln, den Schmerz des Ausreißens und des Wachsens auf anderem Boden. Sehr wertvoll.
Rezensent: Quelle bv.medienprofile
Personen: Bánk, Zsuzsa
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Bánk, Zsuzsa:
Sterben im Sommer / Zsuzsa Bánk. - Originalausgabe. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2020. - 237 Seiten ; 21 cm
Einheitssacht.: Sterben im Sommer
ISBN 978-3-10-397031-9 fest geb. : EUR 22,00
Schöne Literatur - Buch