Jamila, geboren 1976, erkrankte als Kind an Kinderlähmung, erstritt sich den Schul- und Universitätsbesuch und arbeitete in ihrem Heimatland für das Recht von Mädchen und Frauen auf Bildung. Baschir, geboren 1987, schloss sich schon als Jugendlicher den Taliban an und wurde ein furchtloser Kämpfer, immer bereit, den Märtyrertod zu sterben. Ariana, kurz vor den Anschlägen in den USA 2001 geboren, wuchs mit der Selbstverständlichkeit auf, studieren zu können, da die Präsenz westlicher Truppen ihr dies ermöglichete. Doch mit der Rückkehr der Taliban an die Macht 2021 änderte sich das Leben aller drei.

Die norwegische Journalistin, bekannt durch ihren Bestseller "Der Buchhändler von Kabul", führte zahlreiche Live- und Video-Interviews, um diese drei Lebensgeschichten anschaulich schreiben zu können. Jamila emigriert mit ihrer Familie ins Exil, von wo aus sie voller Sehnsucht nach Afghanistan weiter für das Recht von Frauen auf Bildung kämpft; Ariana kann zwar - mit Hindernissen - ihr Jurastudium beenden, wird aber in eine arrangierte Ehe gedrängt: Baschir wird ein einfluss- und verbindungsreicher Hausvorstand, dessen Rat man sucht und der lieber wieder in den Krieg ziehen würde. Seierstad erzählt diese Geschichten, sie bewertet sie nicht. So gibt sie einen tiefen Einblick in die muslimische Lebens- und Gedankenwelt. Dieser realistische Roman ist für alle lesens- und empfehlenswert, die sich in diese Welt hineindenken und sie besser verstehen möchten.

SL

Irmgard Kremer-Bieber

Personen: Seierstad, Åsne