Ella Lingens (1908-2002) musste als Lagerärztin in Auschwitz mit ansehen, wie Mütter ihre Säuglinge erwürgten, um sie vor dem Gas zu bewahren.
Die in Wien geborene Ärztin war im Oktober 1942 gemeinsam mit ihrem "reichsdeutschen" Mann, dem Arzt Kurt Lingens, von der Gestapo verhaftet und schließlich im Februar 1943 nach Auschwitz deportiert worden, da das Ehepaar seit dem Anschluss Österreichs zahlreichen Juden zur Flucht verholfen hatte. Als deutsch-arische Lagerärztin in Auschwitz leistete Ella Lingens weiter Widerstand, indem sie Fehldiagnosen stellte, um schwer Erkrankte vor der "Selektion", dem sicheren Tod im Gas, zu retten, überlebte selbst das Fleckfieber und trat nach der Befreiung, stets um Aufklärung bemüht, auch als Zeugin der Nazi-Verbrechen auf. Ihrer Zeitzeugenschaft verpflichtet verarbeitete Ella Lingens das Grauen dieser Jahre im KZ in dem 1947 erschienenen Buch "Prisoners of Fear", das in England und Amerika ein großer Erfolg war und nun endlich auch auf Deutsch vorliegt. Die große Humanistin wurde 1980 von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Ehrentitel einer "Gerechten der Völker" ausgezeichnet. Ella Lingens' einzigartiges Zeitdokument ist fraglos eines der wichtigsten Bücher über den Holocaust.
Personen: Lingens, Ella
BB.O
Lin
Lingens, Ella:
Gefangene der Angst : Ein Leben im Zeichen des Widerstandes / Ella Lingens. - 2. Aufl. - Wien : Deuticke, 2003. - 335 S. Prisoners of Fear. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 3-216-30712-3 € 24,70
Autobiografie: Sonstige - Sachbuch