Michael Köhlmeier kann prächtig erzählen. Er kennt die Welt der Sagen und Mythen und hat sich nun auch in die Texte der Bibel auf beeindruckende Weise eingearbeitet. In diesem Band wählt er die fünf Bücher Mose als Ausgangspunkt seiner freien literarischen Erzählweise. Die biblischen Figuren, über die zumeist ja nur wenig Historisches bekannt ist, leuchtet der österreichische Erfolgsautor in ihren seelischen Tiefen aus und fördert ihre emotionalen Befindlichkeiten zu Tage. Neid und Eifersucht sind solche Triebfedern des Handelns, aber auch Machtgier und sexuelle Begierde. In Form von Dialogen treibt Köhlmeier die Handlung voran und bettet zahlreiches Wissen ein, etwa über die Entwicklung von Werkzeugen, oder greift auf außerbiblische Zeugnisse - z.B. jüdische Legenden - zurück. Befremdlich mag auf konfessionell-religiöse Christen die stark menschliche Darstellung Gottes wirken. Michael Köhlmeier ist hier nicht auf der Suche nach theologischen Deutungen. Er hat sich hier vielmehr einen eigenen literarischen Zugang zur biblischen Überlieferung geschaffen, indem er dem Wesen der handelnen Figuren und ihren Motiven nachspürt und sich ihrer Suche und Fragen annimmt. Damit nimmt er auch die fragenden und suchenden Menschen der Gegenwart mit in dieses Geschehen und liefert gleichermaßen Denkanstöße wie Lesevergnügen. *bn* Martina Lainer
Personen: Köhlmeier, Michael
DR.A
Köh
Köhlmeier, Michael:
Geschichten von der Bibel : von der Erschaffung der Welt bis Moses / Michael Köhlmeier. - München : Piper, 2003. - 552 S.
ISBN 3-492-04501-4 Eur 20,50
Anthologien - Belletristik