Wissen und Bildung stehen hoch im Kurs. Belege dafür sind die Begeisterung für einschlägige Fernsehshows und zahlreiche Berichte über Rankings von Schulen und Universitäten auf dem Bildungsmarkt. Oder doch nicht? Denn schon weniger hört man von konkreten pädagogischen Konzepten oder gar von grundlegenden Bildungsinhalten. Und genau diesem Missverhältnis geht der Philosoph Konrad Paul Liessmann mit Verve nach. Sein dramatischer Befund: Vieles von dem, was von der "Wissensgesellschaft" so hoch gelobt wird, stelle sich als Irrtum heraus. Denn zuerst gehe es ihr um politische und ökonomische Interessen, die Uniformierung des Wissens und die Reduzierung ethischer Standards. Genau genommen verachte diese Gesellschaft das Wissen, denn dieses sei für sie nur dann von Wert, wenn es Wettbewerbsvorteile bringe. Vom aufgeklärten Wissensbegriff, der das kritische und mündige Subjekt im Blick hatte, sei nur noch wenig geblieben. Vielmehr leiteten die unendlichen Reformen eine Rückkehrbewegung der neueren Geschichte ein. In der Tat starker Tobak! Aber dennoch: Liessmann legt eine schon längst überfällige und gründliche Auseinandersetzung mit der heutigen Bildungssituation vor, die den gängigen Bildungsbegriff in Frage stellt und damit auf einen breiten gesellschaftlichen Diskurs drängt. *bn* Karl Krendl
Personen: Liessmann, Konrad Paul
PI
Lie
Liessmann, Konrad Paul:
Theorie der Unbildung : die Irrtümer der Wissensgesellschaft / Konrad Paul Liessmann. - Wien : Zsolnay, 2006. - 174 S.
ISBN 3-552-05382-4 Eur 18,40
Philosophie - Sachbuch