Toft, Di
Der Clan der Wolfen
Buch

Spannende Idee rund um Gestaltwandler, leider sehr unausgegoren umgesetzt. (ab 12) (JE) Nachdem Nats Vater wegen einiger missglückter Erfindungen Ärger mit skrupellosen Geldverleihern bekommen hat, hält er es für das Beste, England fluchtartig zu verlassen und Frau und Sohn solange zu den Großeltern aufs Land zu schicken. Als Entschädigung für so viel Ungemach wird Nat ein junger Hund versprochen; heim kommt die Familie allerdings mit einem wahren Ungetüm mit zotteligem weißen Fell und furchteinflößendem Gebiss. Dann entdeckt Nat, dass es sich bei seinem neuen vierbeinigen Freund namens Woody um einen Wolfen, einen Gestaltwandler, handelt, der aus einem Versuchslabor entkommen ist. Seine Verfolger sind ihm allerdings schon längst auf den Fersen und für Nat und Woody beginnen die gefährlichsten Zeiten ihres Lebens. Noch ehe man das Buch öffnet, wird man schon durch das Cover in seinen Bann gezogen: Ein Hologramm, das sich je nach Blickwinkel vom Wolfen in ein menschenähnliches Gesicht verwandelt - irgendwie genau so liebenswürdig wie unheimlich. Und auch die Grundidee ist eigentlich sehr spannend. Aber das sind leider auch schon wieder die Highlights des Buches, denn bei der Umsetzung ist die britische Autorin gewaltig ins Schleudern geraten. Sie scheint nur selten das Bedürfnis nach Glaubwürdigkeit verspürt zu haben. Gesellschaftliche Gegebenheiten und äußere Rahmenbedingungen werden jeweils den einzelnen Szenen angepasst und treten kaum in Bezug zueinander. Man glaubt sich in einem vertrauten Großbritannien der heutigen Zeit, doch dann erfährt man, dass die Regierung lebensverachtende Experimente mit Werwölfen unterstützt, weil sich die "politische Lage zugespitzt hat" und man "unzerstörbare Krieger" braucht. Und die skrupellosen Vertreter des Regierungsprojekts Proteus bedrohen und entführen zwar in aller Öffentlichkeit Menschen, aber den Wolfen Woody, von dem nur wenige Menschen wissen, können sie nicht von einer einsamen Farm holen, weil das unnötige Aufmerksamkeit erregen würde. Darüber hinaus war Di Toft offensichtlich der Meinung, dass aus dem Ruder gelaufene wissenschaftliche Experimente (die Autorin bezeichnet sie als "durchgeknallt"; eines ihrer Lieblingswörter, wenn sie versucht, die Sprache der Jugend zu treffen) alleine nicht ausreichen, deshalb wird noch mit einem kleinen Schuss Magie nachgewürzt, der allerdings kaum inhaltliche Funktion zukommt. Kennen Sie den Cartoon mit dem Wikinger Hägar, in dem er seiner Frau stolz mitteilt, dass er heute ganz allein gekocht hätte? Auf die erfreute Frage nach dem Essen deutet er auf einen einzigen großen Kessel und beginnt aufzuzählen: "Tomatensuppe, Rinderbraten mit Kartoffelbrei und Kohl, Schokopudding mit Vanillesoße." So ähnlich liest sich dieses Buch. *bn* Anita Ruckerbauer


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Toft, Di

Interessenkreis: von 10 bis 14 Jahre

Toft, Di:
¬Der¬ Clan der Wolfen / Di Toft. Aus dem Engl. von Ilse Rothfuss. - Hamburg : Chicken House, 2010. - 343 S.
ISBN 978-3-551-52009-8 fest geb. : ca. ? 14,40

Zugangsnummer: 2012/1973 - Barcode: 2-1150005-4-00001973-6
Signatur: Toft - Buch