Die Geschichte des Christentums älteren Kindern und Jugendlichen näher zu bringen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Besser als Josef Quadflieg dies hier getan hat, kann man es aber allemal machen. Es geht schon mit der fehlenden Einführung los: Für wen und welches Alter ist das Buch gedacht, nach welchen Kriterien wurden Themen ausgewählt, woher weiß man das alles (Quellen)? Dann: Schaut man sich das Inhaltsverzeichnis an, runzelt man zum ersten, jedoch nicht zum letzten Mal, ratlos die Stirn. Quadflieg beginnt die Geschichte des Christentums erst einmal mit dem Trierer Dom, um dann zu Jesus zurückzugehen. Weil Trier Sitz des späteren "Christenkaisers" Konstantin war?
Fehlanzeige bei den wesentlichen Grundlagen: Jesus, NT, Urgemeinde und Ausbildung einer Gemeindestruktur, Märtyrer, Christenverfolgungen im römischen Kaiserreich des ersten bis dritten Jahrhunderts, Christianisierung führender Personenschichten und schließlich die Hinwendung Konstantins zum Christengott (weniger eine Überzeugung des Glaubens als Ausdruck eines genuin römischen Gottesverständnisses) und wie zu befürchten die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion (ein seit langem als irreführend gekennzeichneter Begriff, dessen Richtigstellung hier geboten gewesen wäre). Das nächste Kapitel führt ohne Überleitung zur Mission des Bonifatius ins frühmittelalterliche Deutschland, dann geht es wieder zurück zum Ursprung des Mönchtums in Afrika und Europa (unausrottbar: Benedikt von Nursia war nicht der Gründer des Benediktinerordens!). Diese Linie verfolgt Quadflieg aber nicht weiter, sondern springt in seiner Darstellung, an Bonifatius anknüpfend, zum Zeitalter Karls des Großen und der Ottonen. Dem folgt die von ihm fälschlicherweise als byzantinisches Schisma bezeichnete -- und damit eine Schuldzuweisung implizierend -- Kirchenspaltung zwischen der lateinischen und orthodoxen Kirche.
Und so geht es ständig weiter: falsche Verwendung von Begriffen oder falsche Begriffe, nicht nachzuvollziehende Zeitsprünge, einseitig katholisch-kirchliche Darstellung, unkritisch gegenüber den angeblich im Namen des Christentums verübten Gewaltakten, und eine Konzentration auf die Vergangenheit, für die man doch gerne eine Erklärung gehabt hätte. So schafft es Quadflieg, die Spanne vom Konzil von Trient (1545-1563) bis zu Johannes Paul II. nur knapp darzustellen, ohne auf das erste und zweite (!) vatikanische Konzil, heute noch gültige Dogmen, Verfassung und anderes einzugehen. Außerdem ist die Geschichte des Christentums nicht gleichbedeutend mit Westeuropa. Man kann nun einwenden, dass dies überzogene Kritteleien an einer Geschichte des Christentums für ältere Kinder und Jugendliche seien: Dabei sollte man jedoch bedenken, dass in diesem Alter falsch und verzerrt Gelerntes oft den Rest des Lebens mitgeschleppt und verbreitet wird. Kein guter Ausgangspunkt, zumal man Kindern eine durchaus differenziertere Geschichtsdarstellung zumuten darf
Medium erhältlich in:
7 Amt für katholische Religionspädagogik,
Wiesbaden
3 Amt für katholische Religionspädagogik Montabaur,
Montabaur
5 Amt für katholische Religionspädagogik Limburg,
Weilburg
Personen: QUADFLIEG, JOSEF
KG 1.00 8,a,1
QUADFLIEG, JOSEF:
¬Die¬ Geschichte des Christentums / JOSEF QUADFLIEG. - 1. Auflage. - Düsseldorf : Patmos Verlag, 2002. - 237 S., ILL.
ISBN 978-3-491-79713-0
Kirchengeschichte Gesamtdarstellung - Buch