Glauben Sie an Wunder?! Glauben Ihre Schülerinnen und Schüler an Wunder?! Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, wenn wir sie nicht präziser stellen: Glauben Sie an Wunder im Sinne von Durchbrechungen der Naturgesetze, im Sinne von übernatürlichen Vorgängen?! Glauben Sie an Heilungen, glückliche Zufälle, Rettun- gen, das "Wunder von Bern" und das Glückslos?
Unser naturwissenschaftlich gebildeter Verstand sucht die Klärung: ist es möglich, dass es Ereignisse gibt, die nicht nur nicht zu erklären sind, sondern die ganz plausibel darauf hindeuten, dass die Naturgesetzte außer Kraft gesetzt waren? Dass möglicherweise Gott eingegriffen hat in die physikalische Welt der Dinge? Diese Frage ist eine Frage der Neuzeit. Das Problem, ob es solche Wunder gibt oder nicht, ist kein Problem der Bibel.
In der Bibel- sowohl im AT wie im NT - gibt es viele Geschichten, in denen von Ereignissen erzählt wird, die vom Volk bewundert wurden. im AT werden diese erzählten Geschehnisse (im Hebräischen) als "Zeichen" und "außerordentliche Erscheinungen" bezeichnet. lm Griechischen des AT und des NT werden dafür Worte venNen- det, die "Machttaten" und "Zeichen" ausdrücken, welche "außerordentliche Erscheinungen" und "Erstaunliches" thematisieren.
Heute wird für all diese Bedeutungsvarianten im Deutschen gerne das Wort "Wunder" generalisierend gebraucht. Doch all diese hebräischen und griechischen Wörter der Bibel meinen nicht das, was wir unter einem "Wunder" als Aussetzen von Naturgesetzen verstehen. Vielmehr meinen sie damit Bewundernswertes, Erstaunliches, Zeugnisse der Liebe Gottes, Großtaten Gottes: begonnen mit der Tatsache der Weltschöpfung über die Großartigkeit der Tagwerdung nach gefährlicher Nacht, über das Geschenk von Sonnenwärme, Regen, Wachstum und Ernte, über Heilung von Krankheiten bis zu all dem, was uns für unser Leben geschenkt wird, auch wenn wir gerade daran nicht gedacht haben.
Dieses Material soll bei jüngeren Schülerinnen und Schülern (5./6. Klasse) eine Aufmerksamkeit für diese Nuancen der biblischen Sprache wecken und deutlich werden lassen, dass die Menschen der Bibel unter einem Wunder nicht notwendig dasselbe verstanden haben wie wir heute Lebenden.
Dabei wird auf ein behutsames Vorgehen Wert gelegt: Denn Glaubenswissen hat immer eine emotionale Komponente. Es gilt aus unserer Sicht auszuhalten, dass in einer Lerngruppe nicht eindeutig Konsens darüber entsteht, was ein Wunder ausmacht. Vorstellungen als allzu menschlich zu entlarven oder zu "zerschlagen", an denen Glaubensgewissheit "hängt", ist verantwortungslos, wenn man die davon Betroffenen mit dem "Schaden" allein (zurück-)lässt.
Und auch die Autoren haben nach der Beschäftigung mit dem Thema weit mehr Fragen als Antworten gesammelt. Wir erleben dies nicht als verunsichernde Erfahrung, sondern als ergebnisoffenen Lernweg. In diesem Sinne soll das Material zur ernsthaften Reflexion einladen - und den Respekt vor unterschiedlichen Interpretation kultivieren.
Medium erhältlich in:
4 Amt für katholische Religionspädagogik Hochtaunus und Main-Taunus,
Oberursel
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Oberursel
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Oberursel
Serie / Reihe: in Religion 3
Personen: Grasser, Patrick Bolha, Andreas
Lb 802,171
Grasser, Patrick:
Über Wunder - Ausgabe 03/2017. - 1. Auflage. - Aachen : Bergmoser + Höller, 2017. - 32 Seiten : Illustrationen; Fotos + Auf Beilagen achten. - (in Religion; 3). - Mit CD-Rom und Online-Arbeitsblatt
ISSN 1434-2251 geheftet : 4,50 EUR
Zeitschrift ":in Religion" - ältere Ausgaben (2003-2017) - Zeitschriftenheft