Sich Zeit für sich zu nehmen, die Seele baumeln zu lassen
und frei von den Verpflichtungen zu werden, die der Alltag mit sich bringt, ist keine Selbstverständlichkeit. Zu gedrängt und komplex sind die Herausforderungen, die für unsere spätmoderne Gesellschaft charakteristisch sind
und die es kaum erlauben, eine Auszeit zu nehmen oder
einen Gang runterzuschalten.
Der Soziologe Hartmut Rosa spricht vom "rasenden Stillstand", in dem wir uns befinden. Scheinbar ein Paradox. Wie können wir rasend unterwegs sein und doch nicht von der Stelle kommen?
Wie können wir immer schneller unser Leben steuern und
doch nicht ans Ziel kommen? Rosa verweist darauf, dass
Beschleunigung zum Leben in der Spätmoderne dazu
gehört, aber etwas Wesentliches auf der Strecke geblieben ist: die Beziehung zu uns selbst, zum Nächsten, zum Leben, zur Welt. Er bringt in diesem Zusammenhang den Begriff der Resonanz ins Spiel. Resonanz entsteht, wenn jemand auf eine Weise in die Welt eingebunden ist, die es ihm ermöglicht, seine eigenen Handlungen und Erfahrungen als sinnvoll, erfüllend und bedeutsam zu erleben. Beschleunigung und rasender Stillstand hingegen stehen für Dissonanz und Entfremdung. Der Mensch verliert den Zugang zu sich selbst und zum Leben.
Diese Analyse von Hartmut Rosa trifft nicht nur für die
Welt der Erwachsenen zu, sondern auch für die der Kinder und Jugendlichen. Soziale Plattformen sorgen für
eine permanente Selbstoptimierung. Der eigene Avatar ist
perfekter als man selbst ist und sein kann. Die Coronazeit
und ihre Folgen zeigen auf drastische Weise, dass Schülerinnen und Schüler auf der einen Seite durch Home-Schooling in die Vereinzelung getrieben wurden und auf der anderen Seite, wie hoch - aufgrund des Unterrichtsausfalls - der Leistungsdruck in den Schulen ist. All das hat Auswirkung auf das psychische und körperliche Wohlbefinden und die Ich-Stärke von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus schüren die Klimakrise und Kriege in Europa und weltweit Unsicherheit und Ängste:
Wie wird das Leben in Zukunft aussehen? Was erwartet
mich? Was gibt mir in dieser schwierigen Zeit Halt?
Dieses Impulseheft möchte dazu beitragen, mit Schülerinnen und Schülern Kraftquellen für das Leben zu entdecken und in Resonanz zu sich zu treten. Unterschiedliche Beiträge gehen biblischen Geschichten nach und legen ihr Mut machendes Potenzial frei. Auch der Gedanke von Achtsamkeit bietet vielfältige Anknüpfungspunkte und praktische Ideen für den Unterricht. Und schließlich eröffnet die Frage nach dem Zusammenhang von Religion und Resilienz unterschiedliche Möglichkeiten, die Chancen und Grenzen einer religiösen Lebensführung zu bedenken.
Medium erhältlich in:
7 Amt für katholische Religionspädagogik,
Wiesbaden
5 Amt für katholische Religionspädagogik Limburg,
Weilburg
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: rpi-Impulse 02
Personen: Simon, Katja Nienhaus, Katharina Neukirch, Birgitt Kaloudis, Anke Hofmann-Driesch, Nadine
Z/RelPäd/Rpi 02/24
Hofmann-Driesch, Nadine:
Was mich stark macht - Ausgabe 02/2024 : Resilienz und Achtsamkeit in Schule und Gemeinde. - 1. Auflage. - Marburg : RPI, 2024. - 38 Seiten : Farbfotos. - (rpi-Impulse; 02)
ISSN 2365-7960 geheftet : 3,00 EUR
Zeitschrift rpi-Impulse - Zeitschriftenheft