Wofür ist die Kirche gut? So könnten Schülerinnen und Schüler fragen, wenn man im Unterricht das Thema Kirche anspricht. Glaubt man der letzten Kirchenmitgliedsstudie der EKD aus dem Jahr 2012, so meinen 43 % der jugendlichen Kirchenmitglieder im Westen, dass die Kirche überhaupt nicht mehr in die Zeit passt. Warum Jugendliche überhaupt noch in der Kirche sind, erkläre sich an erster Stelle aus traditionellen Gründen, weil schon die Eltern Mitglied waren oder es sich einfach so gehört. Erst nachgeordnet attestieren Jugendliche der Kirche, dass sie sich für Arme und Kranken einsetze und ethische Werte vertrete.
Sind diese Daten einfach als Schwinden der religiösen Sozialisation zu interpretieren, als "Sozialisationsabbruch"? Oder ist die Einschätzung der Kirche als "angestaubt" oder "uncool" nur eine lebenszyklische Durchgangsphase?
Ein spannendes Problem, das unmittelbar auch den Religionsunterricht betrifft! Die Säkularisierung ist keineswegs ein unausweichliches Schicksal. Schon deshalb nicht, weil es nach evangelischer Auffassung zum Wesen der Kirche gehört, sich (selbst-)kritisch mit veränderten kulturellen, politischen und ökonomischen Bedingungen auseinanderzusetzen und eigene Positionen und Aufgaben jeweils neu und zeitgemäß zu bestimmen. Ecclesia semper reformanda ist nicht umsonst der Wahlspruch der evangelischen Kirchen. An diesem Grundprinzip der Reformfähigkeit und ?notwendigkeit könnte der Religionsunterricht anknüpfen und auf die Veränderbarkeit von Kirche hinweisen - was übrigens nicht zu verwechseln ist mit stromlinienförmiger Anpassung an Trends und Zeitgeistphänomene.
Die irritierenden Befragungsergebnisse könnten sich allerdings vielleicht auch dadurch erklären, dass Kinder und Jugendliche schlicht zu wenig über die Kirche wissen und zu wenig angeregt werden, über deren tragfähige zukünftige Gestalt nachzudenken. Womöglich kann der Religionsunterricht hier in die Bresche springen. Mehr noch: Er könnte Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, zu einer veränderten Praxis der Kirche beizutragen. Dazu will unser Heft ermutigen - Kirche wieder neu zu entdecken und an ihrer Reform konstruktiv mitzuwirken!
Medium erhältlich in:
5 Amt für katholische Religionspädagogik Limburg,
Weilburg
5 Amt für katholische Religionspädagogik Limburg,
Weilburg
Serie / Reihe: Religion 5 bis 10 2
Personen: Alpermann, Dirk Käbisch, Dr. David Husmann, Dr. Bärbel Braune-Krickau, Dr. Tobias Neebe, Dr. Gudrun
Z/Sek/Rel5-10 02/18
Alpermann, Dirk:
Wofür ist die Kirche gut? - Ausgabe 2/2018. - Seelze : Friedrich Verlag, 2018. - 40 S. + Materialpaket: Materialheft mit 30 Kopiervorlagen; 8 Karteikarten; 1 Brillenputztuch. - (Religion 5 bis 10; 2)
ISSN 2191-8058 : 35,70EUR
Zeitschrift Religion 5-10 - Zeitschriftenheft