Annotation: Der Schnupfen wartet auf sein Opfer und erwischt es voll: Paul Schrimm liegt flach. Flach ist aber dieses Mal auch die fantasielose Illustration zu einem weiteren genialen Gedicht eines großen Dichters. Rezension: Wenn ein neues Buch von Norman Junge herauskommt, ist das Spannendste immer, welchen famosen Kurztext der Literatur er diesmal bebildert hat. Und das Schönste ist seine unverwechselbare Art, diesem Text mit seinen Schraffurzeichnungen eine filmische Qualität zu verpassen. Insbesondere mit den Texten von Ernst Jandl hat er das kongenial geschafft. Wenn dann das suchende Auge auf dem Umschlag Christian Morgenstern liest, hüpft das Herz vor Freude: Wieder ein genialer Autor! Aber das Herz beruhigt sich so schnell, wie das Vergnügen kurz ist. Lediglich 16 Seiten weist die Geschichte auf und sie entwickelt überhaupt nicht das groteske, absurde und versponnene Potential des Zeichners, sondern ist im Gegenteil (für Junges Verhältnisse) fantasielos und konventionell. Er fügt dem Gedicht von Morgenstern nichts Eigenes hinzu, hält sich minimalistisch an die sechs Zeilen des Textes. Sein Schnupfen ist nichts anderes als ein feuchter Popel mit tropfender Nase, der auf einer Terrasse sitzt und nur gerade dem einzigen Menschen, der vorbeikommt, in den Kragen hüpft. Dass dann Mann, Schnupfen und Haus im Terzett niesen, ist so kongenial nicht. Und warum liegt der Mann am Schluss im Museum im Bett? Das Bilderbuchprogramm im Aufbau-Verlag, das im Frühling 2000 so glanzvoll gestartet ist, weist in der zweiten Produktion neben wiederum sehr gelungenen Büchern einige schwache auf: Wie "Der Schnupfen" bietet auch Manfred Bofingers Illustration zu "Kasimir hat einen Vogel" von Wolfdietrich Schnurre zu wenig für den stolzen Preis von 234,- ÖS: Auf weißem Grund und fast ohne Variation und Ausstattung sind immer nur der Vogel und der Schneider zu sehen. Im ersten Programm hatte Rotraut Susanne Berner einen Text desselben Autors um Klassen besser illustriert. Und auch "24 kleine Wunder", das zweite Buch von Christine Leins, kann sich kein bisschen mit ihrem ersten messen, dem wunderschönen "Mond und Muschel". Es bleibt nur die Konzentration auf die schönen Bücher und die Hoffnung auf ein gutes, ausgeglichenes Programm im Frühling 2001. *ag* Bruno Blume

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Personen: Morgenstern, Christian