Gut und humorvoll illustriertes "Grusel-Bilderbuch", dessen zeitgeistige Tendenz zumindest hinterfragt werden sollte. (ab 5) (JD) Vorweg muss gesagt werden, dass Lieve Baeten eine ausgezeichnete Zeichnerin ist. Witzig fantasievoll, wenn auch im Ausdruck anthropomorph, geistern ihre Drachen durch die Geschichte. Besonders wenn sie aus ihren "Bildgefängnissen" auf die benachbarten Textseiten "ausbrechen", ergeben sich Bilder von großer Lebendigkeit. Die gedämpften Farben geben dem Buch den gewissen "Touch", es ist nicht wirklich unheimlich, aber auch nicht völlig geheuer. Auch die Geschichte um den kleinen Drachen, der nicht von Geburt an schreckeinflößend ist, sondern das erst mühsam an Kindern, die sich vor ihm fürchten sollen, lernen muss, ist originell. Dass der als Übungsobjekt ausgewählte Knabe nicht und nicht vor ihm Angst bekommt, sondern ihn letztlich verwendet, um mit ihm gemeinsam andere Drachen zu erschrecken, ist nicht vorhersehbar. Die Frage stellt sich allerdings, wieso ihm das gelingt. Darauf hat die Autorin eine subtile zeichnerische Antwort: die Umwelt des Knaben ist voll banalisierter Grauslichkeiten, sein Kinderzimmer strotzt nur so davon, fast jedes Ding zeigt sich in Drachengestalt. Er ist also an Drachen gewöhnt. Wie sollte ihn da Drachen noch erschrecken? Es ist eine Sache, Ängsteeinflößendes durch furchtloses Anschauen dingfest zu machen, aber eine andere, in gemeinsamer Sache mit dem Angsteinflößenden selbst Schrecken zu verbreiten. Daran ändert auch das Mäntelchen der Freundschaft nichts, das die Autorin über den kleinen Drachen und den Knaben Beppo breitet und Ersteren ausrufen lässt: "Ich bin der kleine Drache, jetzt habe ich einen Freund und zusammen sind wir richtig schrecklich." Damit verharmlost Lieve Baeten ihren eigenen leisen kritischen Ansatz. Oder sollte die Rezensentin zu wenig Humor haben? *bn* Helene Kukelka

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Personen: Baeten, Lieve