Rezension: In der Steinzeit war noch alles tote Hose. Sogar die Hosen. Die waren nämlich aus Stein. Und wer auf die Idee kam, eine Hose aus Mammutfell zu machen, war ein Revoluzzer, Phantast, Spinner. Die gab's schon immer. Auch in der Steinzeit. Aber im Nachhinein weiß man natürlich alles besser. Zum Beispiel, dass Ug ein visionäres Wunderkind war, während seine Mutter Dugs Angst hatte, dass ihr verrücktes Kind irgendwann völlig durchdrehen und am Ende noch Tiere an die Wand malen würde. Im Nachhinein weiß man natürlich auch, dass in der Steinzeit noch niemand wusste, dass das eine Steinzeit war, in der man lebte. Oder dass es einen Sinn haben könnte, einen Stein ins Rollen zu bringen, statt ihn als Bettdecke zu benutzen. In einer Reihe von äußerst drolligen tragikomischen Szenarien lässt Raymond Briggs sein Steinzeitwunderkind Ug den Unterschied zwischen seinem ausgefallenen Traum vom zivilisierten Menschsein und der steinzeitlichen Wirklichkeit erleben. So ganz genau nimmt Briggs es mit den prähistorischen Fakten freilich nicht. Erstens, weil das Tragen von Steinhosen wissenschaftlich nicht erwiesen ist; zweitens, weil er nicht präzisiert, in welcher Steinzeit-Epoche sein komisches Kindheitsdrama angesiedelt ist. Schwamm drüber! Ist ja schließlich nicht so leicht mit den Details, wenn man eine Epoche von schlappen 2-3 Millionen Jahren zu einer 30seitigen Bilderbuchgeschichte zusammenfassen soll. Und außerdem: Wen interessieren schon Fakten, wenn es doch viel spannender ist, ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie sich ein Leben vor den "modernen" Annehmlichkeiten wie Tierfellbekleidung, Kochfeuer oder Holzbehausung gestaltet haben könnte. Einen heftig fuchtelnden erhobenen Zeigefinger verdient sich Briggs allerdings dadurch, dass er die möglicherweise existiert habenden Matriarchate der Altsteinzeit in der Figur einer Mutter zusammenfasst, die wie ein lebendiges Nudelholz durch die Gegend wütet und verhindert, dass ihr Spross die Steinzeit mit ein paar vernünftigen Erfindungen segnet - und damit ein paar hunderttausend Jahre früher (als tatsächlich gehabt) enden lässt. *ag* Robert Buchschwenter

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Personen: Briggs, Raymond