Mal schreibt sie als Ruth Rendell, mal als Barbara Vine. Beide Schriftstellerinnen sind auf ihre Weise genial. Während Ruth Rendell erstklassige Thriller schreibt, setzt Barbara Vine auf ungewöhnliche Menschen, Entwicklungen und seelische Abgründe, im Falle dieser Geschichte müsste man besser schreiben: Höhen. 71 Jahre ist sie inzwischen schon alt, sie schreibt im Durchschnitt mehr als ein Buch pro Jahr, aber die Ideen scheinen ihr nicht auszugehen, wie ihr neuerster Roman "Heuschrecken" beweist. Dieses Mal ließ sie sich von Dachdeckern inspirieren, die in der Welt der Dächer furchtlos zuhause sind und ungeahnte Einblicke auf das Leben anderer haben. Die Ich-Erzählerin blickt auf ihr Leben zurück. Als Jugendlicher ist ihr schon einiges Tragisches zugestoßen. Die Sucht nach Kletterpartien auf Hochspannungsmaste führte dazu, dass der Freund als Teenager das Leben verlor. Später dann wurden ihr die Dächer Londons zur Heimat und junge Leute, deren Welt seltsam abgehoben von der Welt der Normalen ist, die sich eine Art Parallelwelt schaffen, die eine eigene Wirklichkeit wird. Leider schlägt auch da das Unglück zu. In späteren Jahren finden sich einige von ihnen in bürgerlichen und anständigen Berufen wieder, von außen ist kaum zu sehen, was in den Erinnerungen noch da ist. Und Verbindungen schafft. Ein großartiger Roman für Geduldige und Tapfere, der einlädt, sich in schwindelerregende Höhen zu begeben, um von dort aus auf die Welt der anderen hinunterzusehen. Eine Perspektive, die zur Abwechslung ganz gut tut, vor allem wenn man in Wirklichkeit dabei nicht klettern muss. Brigitte Schwens-Harrant Mai/2001 *Sz*

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Personen: Vine, Barbara

Schlagwörter:

Interessenkreis: Psychothriller Krimi