Beschreibung
Wenn er mit seiner Malerei in eine Sackgasse gerate, wende er sich der Skulptur zu, hat Max Ernst (1891-1976) einmal geäußert. Es ist, als ob ich etwa Ferien nehme, um nachher wieder zur Malerei zurückzukommen. Und Ferien dieser Art machte der aus Nazideutschland emigrierte Künstler im Sommer 1944 zusammen mit seiner späteren Frau Dorothea Tanning bei dem Kunsthändler Julien Levy in Great River auf Long Island. Weil in ihrem Quartier ein Schachspiel fehlte, fertigte Max Ernst ein solches kurzerhand selbst. Dieses Spiel steht als Vorbild am Beginn einer Serie von neun Skulpturen, die der Künstler auf Long Island schuf. Unter ihnen befindet sich ein Höhepunkt seines plastischen Werkes: The King playing with the Queen. Zärtlich und beschützend umfaßt der übergroße König die vor ihm stehende Königin und verweist auf Max Ernsts Worte über die plastische Kunst: Die Skulptur entsteht in einer Umarmung, zweihändig, wie die Liebe. Sie ist die einfachste, die ursprünglichste Kunst. Nicht nur André Breton, der Wortführer der Surrealisten, zeigte sich von der Skulptur begeistert: Ich war furchtbar beeindruckt, erinnert sich auch Julien Levy, und sagte Dorothea, Max sei nun wohl der größte Bildhauer der Moderne, wobei ich vergaß, daß er das schon immer gewesen war. Wenige Monate nach seiner Entstehung wurde das Werk auf der legendären Gruppenausstellung The Imagery of Chess gezeigt, auf der Künstler wie Breton und Duchamp, Calder und Zadkine Werke zum Thema Schach präsentierten. Zusammen mit Gemälden und anderen Skulpturen stellte Max Ernst einen Bronzeguß der Plastik 1954 auf der XXVII. Biennale in Venedig aus, wo ihm der internationale Durchbruch gelang.Ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod erhält der international bedeutendste deutsche Künstler des 20. Jahrhunderts ein eigenes Museum. Die Stiftung Max Ernst, Brühl, läßt ein klassizistisches Benediktusheim in der Nähe des Schlosses Augustusburg durch einen modernen Anbau zum Max Ernst-Museum erweitern. Nach dem Ankauf der Sammlung Tanning, die fast das gesamte plastische Werk von Max Ernst umfaßt, ist die Erwerbung von The King playing with the Queen mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, des Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen sowie des Landschaftsverbandes Rheinland die Krönung des neuentstehenden Hauses.
(Verlagsangaben)
Weiterführende Informationen
Serie / Reihe: Patrmonia 223
Personen: Pech
Leseror. Aufstellung: Kunst → Stilepoche → 20.Jh.
Pech:
Max Ernst : The King playing with the Queen / Kulturstiftung der Länder. - 2002. - Berlin/Brühl : Kulturstiftung der Länder, 2002. - 76 S. : Fotos ; 27,5 cm x 21 cm. - (Patrmonia; 223)
Broschur : 15,00 EUR
Kunst des 20. Jahrhundert (Expressionismus, Dadaismus, Bauhaus, Kubismus, neue Sachlichkeit, Surrealismus, gegenstandslose Kunst, Pop Art, Op Art, Junge Wilde u.a.) - Signatur: Ku 2.35 - Buch