"Hier sitz ich, forme Menschen/Nach meinem Bilde ... ". Die Neuformulierung des Prometheus-Mythos durch J. W von Goethe gewinnt in den aktuellen Diskursen um die Begründung einer Ethik der Forschung eine brisante Pointe. Diese Fassung der alten griechischen Ursprungserzählung vom Fortschritt wird, wenn auch ungewollt, zur Beschreibung real existierender Laborprogramme. Stellt man neben diesen "Schicksalsmythos des Abendlandes" (H. G. Gadamer) die biblische Urgeschichte (Gen 1-11) und unterzieht beide einer Relektüre unter der Perspektive der Funktion der Grenze und ihrer Überschreitung, dann wird deutlich, dass es neben der griechischen auch eine biblische Ursprungserzählung unserer Kultur gibt, die es lohnt, fruchtbar zu machen für die aktuellen Orientierungsfragen. Die biblische Urgeschichte kann, gerade auch in dem in ihr entworfenen Gottesbild, einen wesentlichen Beitrag leisten bei der Beschreibung von Räumen und Grenzen für einen verantwortbaren Fortschritt in Forschung und Technik.
Personen: Nitsche, Stefan Ark
Nitsche, Stefan Ark:
Evangelische Theologie: Grenzüberschreitungen : Prometheussage und biblische Urgeschichte als Ursprungserzählungen der westlichen Kultur / Stefan Ark Nitsche. - 65, 2005. - S.444-458