Männlichkeit bildet in der griechisch-römischen Antike eine zentrale Kategorie zur Strukturierung sozialer Wirklichkeit. Dabei muss Männlichkeit durch öffentliche Selbstdarstellung in Form von Kontrolle und Herrschaft erworben und erhalten werden. Gegenüber diesem Konzept von Männlichkeit setzt Paulus insbesondere in der Korintherkorrespondenz eigene Akzente, ohne dabei mit den herrschenden Deutungsvorgaben völlig zu brechen. Einerseits entzieht er sich den Konkurrenzmechanismen öffentlicher Rede und den Erwartungen männlicher Härte. Andererseits verhält er sich in seiner Ablehnung langhaariger Männer und in seinem Festhalten an der binären Struktur symbolischer Geschlechterdarstellung völlig normkonform. Er stellt die aktive Rolle des Mannes nicht in Frage, qualifiziert diese allerdings durch die Beziehung zu Christus und durch das Verständnis von Liebe als Autonomieverzicht. Mit Paulus bahnt sich eine wichtige Entwicklung an, die sexuelle Enthaltsamkeit und Selbstkontrolle als Form männlicher Kontrolle deutet.
Personen: Mayordomo, Moisés
Mayordomo, Moisés:
Evangelische Theologie: Konstruktionen von Männlichkeit in der Antike und der paulinischen Korintherkorrespondenz / Moisés Mayordomo. - 68, 2008. - S.99-115