Theißen, Gerd
Evangelische Theologie: Vom historischen Jesus zum kerygmatischen Gottessohn soziologische Rollenanalyse als Beitrag zum Verständnis neutestamentlicher Christologie

Die "dritte Frage" nach dem historischen Jesus kann mit profanen Methoden zur Erhellung des zentralen theologischen Problems der Jesusforschung beitragen: Wie verhält sich der historische Jesus zum kerygmatischen Gottessohn? Eine sozialgeschichtliche Rollenanalyse fasst christologische Titel als Rollenerwartungen auf, die in soziale Interaktionen eingebunden sind. Die "implizite Christologie" ist eine Implikation der Rolle des Lehrers mit seinem didaktischen Charisma und des Propheten mit seinem prophetischen Stigma. Die "evozierte Christologie" erklärt den Messiastitel als durch Jesu Wirken geweckte Erwartung anderer an Jesus und verbindet ihn so mit dem historischen Jesus, auch wenn er dessen Selbstverständnis nicht entsprach. Die Unsicherheit in der "expliziten Christologie" - wir wissen nicht, welchen Titel Jesus auf sich bezogen hat und wie er ihn verstanden hat - beruht darauf, dass Jesus und seine Anhänger entsprechend antiker Mentalität Status als von einem Überlegenen verliehenen und offenbarten Status verstanden. Diese "Statuskontingenz" unterscheidet antikes Rollenverständnis von modernen Rollentheorien. Sie führt bei Jesus zum Vertrauen auf Gott, der ihm, dem "Menschensohn, " seine Rolle zuteilen wird, die Jesus selbst nicht für sich beanspruchen und die er auch nicht offenbaren will. Dem entspricht heute die ganz anders begründete Unsicherheit moderner Forschung in der Rekonstruktion seines Selbstverständnisses.


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Personen: Theißen, Gerd

Schlagwörter: Jesus Christus Neues Testament Christologie Historischer Jesus

Theißen, Gerd:
Evangelische Theologie: Vom historischen Jesus zum kerygmatischen Gottessohn : soziologische Rollenanalyse als Beitrag zum Verständnis neutestamentlicher Christologie / Gerd Theißen. - 68, 2008. - S.285-304
Einheitssacht.: Historischer Jesus und verherrlichter Christus

Zugangsnummer: 2011/6128