Ernst, Stephan
Grundfragen theologischer Ethik eine Einführung
Buch

Hier liegt nun ein neuer Titel vor, der eine Einführung verspricht und von dem man Antworten auf Grundfragen erhoffen darf: Die "Grundfragen theologischer Ethik" des Würzburger Moraltheologen Stephan Ernst reihen sich in die Vielzahl ethischer Einführungs- und Überblicksbände auf dem Büchermarkt ein. Und doch fällt gleich ein Spezifikum auf: Der Verfasser schreibt dezidiert von "Grundfragen theologischer Ethik". Sachkundig und deutlich das Verhältnis von Theologie und Ethik in ihren Grundfragen zu beleuchten, ist derzeit eher ein Desiderat in theologisch-ethischen Publikationen. Aber zunächst zum Anliegen des vorliegenden Bandes: Ernst zielt auf eine zeitgemäße theologische Fundamentalethik, die nach seiner Ansicht im Umfeld einer modernen, pluralistischen Gesellschaft einen "enormen Spagat" zwischen universaler Kommunikabilität sowie Verbindlichkeit theologisch-ethischer Bewertungen und zentraler Prinzipien der Tradition leisten müsse. Wie wichtig ist es aber gerade dabei, die eigene Position zu klären. Andernfalls wird ein solcher Spagat zur lächerlichen Turnübung oder er führt zu Verletzungen des Eigenen bzw. des Gegenübers. Wie kann aber nun gutes "ethisches Turnen" aus dem Blickwinkel der Theologie gelingen? Nach Grundlegungen zu Aufgabe und Vorgehen der theologischen Fundamentalethik verweist der Verfasser auf unterschiedliche Möglichkeiten der Orientierung in ethischen Fragen. Dieser optimistische Ansatz bei Orientierungsmöglichkeiten fällt im "Konzert" vieler "Ethikskeptiker" sehr positiv auf. Ernst sieht und beschreibt Orientierungen am Willen Gottes, an der Heiligen Schrift, am eigenen Gewissen, am natürlichen Sittengesetz, an der autonomen Vernunft sowie an der Verhältnismäßigkeit der Mittel. In diesem weiten Themenbogen - orientierend angeboten - wird gleichzeitig das große Feld fundamentalethischer Fragen gut umrissen. Doch was ermutigt bei all der Orientierung dann zu sittlich verantwortlichem Handeln? Der Frage nach moralischer Motivation im weitesten Sinne geht der Verfasser im zweiten Teil nach. Hier wendet sich die Darstellung quasi "ex negativo": Indem die Negation von Freiheit durch Determinismus bzw. durch die Macht von Sünde und Schuld dargestellt und mit kundigen Argumentationen diskutiert wird, öffnet sich der Ermöglichungsraum für Ethik neu: Freiheit ist keine Illusion, sondern bleibt lebbar. Schließlich kann in der wirklich befreiten Freiheit die zentrale Voraussetzung für ethisches Handeln gesehen werden. Unter dem Stichwort Vermittlung der Freiheit wird der Blick darüber hinaus auf die spirituelle Dimension des christlichen Glaubens gelenkt. Im Ganzen ist das Buch ausgesprochen lesefreundlich: Eine klare Struktur und Untergliederung sowie schematische Darstellungen erleichtern den Nachvollzug der Argumentationsgänge; ein Sach- und Namensregister sowie ein ausführliches Inhaltsverzeichnis im Anhang helfen bei der Orientierung im Buch ebenso wie die zusammenfassenden Thesen am Ende eines jeden Kapitels, ebenso die Marginalien mit zentralen Stichwörtern des jeweils nebenstehenden Abschnitts. Der Autor benennt im Vorwort die Zielgruppe seines Buches selbst: Studierende, Lehrerinnen und Lehrer sowie hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral, aber auch alle an theologischer Ethik Interessierte - ihm ist zuzustimmen: Der Band dürfte für alle ein Gewinn sein. Es bleibt zu wünschen, dass viele dies erkennen. Ethik ist also keine leichtfertige Turnübung, sondern bedarf eines tragfähigen Fundaments. Dieses wurde mit der vorliegenden Publikation sehr solide "gegossen". Ein "ethisches Bauen" darauf kann uneingeschränkt empfohlen werden.


Dieses Medium kann nicht entliehen werden.

Personen: Ernst, Stephan

Standort: Präsenzbestand

Interessenkreis: Religion

Ernst, Stephan:
Grundfragen theologischer Ethik : eine Einführung / Stephan Ernst. - München : Kösel, 2009. - 384 S.
ISBN 978-3-466-36809-9 kart. : ca. Eur 20,60

Zugangsnummer: 2016/0158 - Barcode: 62016001587
Biologiebuch Erwachsene - Signatur: S Rel - Buch