Zwei Frauen im Bonn der Nachkriegszeit sind (unter anderem) auf der Jagd nach dem richtigen Mann. (DR) Ingrid Noll wählt für ihren aktuellen Roman eine für sie untypische Zeitspanne: Ihre Protagonistinnen Karin und Holda agieren im Bonn der Nachkriegszeit. Die beiden Freundinnen sind als Schreibkräfte im Innenministerium angestellt und erhoffen sich eine "gute Partie", um ihre Zukunft abzusichern. Auf einem ihrer täglichen Spaziergänge entdecken sie in einem Starenkasten ein Briefkuvert mit geheimnisvollem Inhalt. Schon bald passieren weitere sonderbare Dinge, in die der neue Untermieter Burkhard Jäger involviert zu sein scheint, den beide Damen nicht sonderlich sympathisch finden. So wird rasch der Titel des Romans Programm und die Jagd beginnt, aber nicht ohne dass plötzlich die eine oder andere Leiche in typischer Noll-Manier am Wohnzimmerboden liegt… Eingebettet ist diese Geschichte in das derzeitige Leben der mittlerweile 82-jährigen Holda, die ihrer Enkelin von den damaligen Abenteuern mit Karin berichtet. Beachtlich ist, dass Noll trotz ihrer mittlerweile ebenfalls 82 Jahre wie selbstverständlich die Errungenschaften der modernen Technik in ihrem Roman verwendet (Office Manager, Teammeeting, Smartphone) und eine solide Parallele zur heutigen Zeit errichtet. Dieser von der Autorin gewählte Rahmen ist ein wunderbarer Gegenpart und zeigt Nolls Geschick fürs Geschichtenerzählen. Der Roman gehört allerdings nicht zu den Meisterwerken Ingrid Nolls, die Handlung ist wenig bis gar nicht fesselnd und plätschert vor sich hin. Zu empfehlen ist die Lektüre aber unbedingt für die Generation 60+, da sich bestimmt viele in den Schilderungen der damaligen Zeit wiedererkennen und sich daran erinnern. Für jüngere LeserInnen könnte die Geschichte zu altbacken und langweilig sein. Fazit: Nur für absolute Noll-LiebhaberInnen!
Personen: Noll, Ingrid
Noll
Noll, Ingrid:
Halali : Roman / Ingrid Noll. - Zürich : Diogenes, 2017. - 319 S.
ISBN 978-3-257-06996-9 Festeinband : EUR 10,29
Schöne Literatur - Buch