Koja Solm erzählt im Krankenhaus einem Hippie sein Leben. (DR) Wir begleiten die deutsch-baltischen Brüder Solm durch fast das ganze 20. Jahrhundert und erfahren Dinge, die uns zeitweise sehr verwundern. Hub, Koja und ihre jüdische Adoptivschwester Ev stammen aus einer adeligen Künstlerfamilie und ergreifen jede Gelegenheit, sich den Zeiten und neuen Strömungen anzudienen. Ev heiratet einen Frühnazi, die Brüder haben Kontakt zu Himmler und Heydrich. Es wird ein Attentat auf Stalin geplant. Judenverfolgung, Krieg und Niederlage des Deutschen Reichs kommen, die rote Armee erobert das Baltikum. Hubert schlägt sich in den Westen durch, Koja gerät in russische Gefangenschaft und geht nach der Entlassung und Verpflichtung als Agent des KGB in die Bundesrepublik. In Bayern trifft sich die Familie wieder. Die Brüder fangen beim BND, der damaligen Organisation Gehlen, an und das ist noch lange nicht alles, was sie so treiben, der MOSSAD ist auch beteiligt. Die Erzählungen des Koja Solm sind für seinen Mitpatienten sehr verstörend, da es ihm um den Frieden in der Welt geht. Da hilft es auch nicht, wenn die Nachtschwester hin und wieder einen Joint bringt. Das Gesetz der Deutschen Strafrechtsreform wird von den alten Seilschaften elegant unterwandert und abgewürgt. Es gelangen nicht nur bei Koja verstörende Wahrheiten ans Licht. Die politische Lage in Nachkriegsdeutschland wird hier eindrucksvoll beschrieben, Spiegel-Leser treffen viele Bekannte. Das Buch liest sich sehr gut, es ist flüssig geschrieben, man sollte sich von seiner Dicke nicht abschrecken lassen.
Personen: Kraus, Chris
Kraus, Chris:
¬Das¬ kalte Blut : Roman / Chris Kraus. - Zürich : Diogenes-Verl., 2017. - 1187 S.
ISBN 978-3-257-06973-0 fest geb. : EUR 10,00
Schöne Literatur - Signatur: SL Krau - Buch