Der Umgang mit schmerzlichen Ereignissen der Vergangenheit. (BA) Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt nunmehr 68 Jahre zurück. Gibt es da wirklich noch etwas, das nicht erzählt, das noch nicht "aufgearbeitet" wurde? Die Autorin bringt uns Berichte aus ganz normalen Familien ins Bewusstsein, die klar zeigen, dass auch heute noch viele Erinnerungen eine große Last für die damalige Kriegsgeneration, aber auch für deren Nachkommen darstellen. Noch immer trauen sich Menschen nicht zu sagen, dass ihr Vater ein Nazi war, noch immer kämpfen manche mit der seinerzeit gegebenen Zusage, niemals darüber zu reden - bis erst das Brechen dieses Versprechens wirklich als tatsächliche Befreiung erlebt wird. Und dann gibt es noch den Bezug zur Gegenwart, wo uns ein Bericht über eine Mutter zugemutet wird, die "immer durch die Hölle geht", wenn ihr Sohn in Afghanistan im Einsatz ist. Lorenz bringt den Seelenschmerz der Betroffenen auf den Punkt, ohne zu (be-)werten. Die Fülle der beschriebenen Schicksale und die Folgen unvergessener, nicht vergessbarer Ereignisse ist beeindruckend. Ein wichtiges Buch nicht nur wider das Vergessen, sondern ein aktiver Beitrag zu einem ehrlicheren Umgang mit Themen aus der Vergangenheit. Allen Bibliotheken nachdrücklich empfohlen.
Personen: Lorenz, Hilke
Lorenz, Hilke:
Weil der Krieg unsere Seele frisst : wie die blinden Flecken der Vergangenheit bis heute nachwirken / Hilke Lorenz. - Berlin : Ullstein, 2012. - 212 S. : Ill.
ISBN 978-3-550-08853-7 fest geb. : 19,99 EUR
Psychologie - Signatur: Ps Loren - Buch