Die Machenschaften der kommunistischen Parteizentrale aus der Sicht eines Kindes. (DR) Der zwölfjährige Juri wächst im Kommunismus auf. Durch mehrere unglückliche Unfälle hat der Junge eine Beeinträchtigung, die ihn keinen körperlichen Schmerz fühlen lässt. Auch sein Gehirn funktioniert ein wenig anders, schafft unglaubliche Verknüpfungen. Auf Fremde wirkt der Junge nicht sehr schlau, aber unglaublich liebenswürdig und vertrauensvoll. Er hat ein Gesicht, das die Menschen um ihn herum beruhigt. Diese Eigenschaft kommt ihm zugute, als er mit seinem Vater auf die Datscha Stalins entführt wird. Prompt wird der Junge zum persönlichen Vorkoster ernannt. Was er dabei für Informationen aufschnappt, wird ihm allerdings bald zum Verhängnis. Was absurd und komisch beginnt, wird rasch bitterer Ernst. Der humorvolle kindliche Blick geht dem Protagonisten Juri zwar nie ganz verloren, aber auch er begreift nach und nach, mit wem er es zu tun hat. Die einzige Erziehung, die er nun erhält, ist eine gewaltvolle. Die eigene Unschuld kann ihn davor nicht schützen. Die ansteckende Fröhlichkeit am Beginn des Romans endet abrupt. Der weiche Erzählton kann nicht über die Grausamkeiten hinwegtäuschen, die wiederholt vorkommen und angesprochen werden. Menschen verschwinden. Die Machthaber handeln willkürlich und brutal. Ein unangenehm direkter Roman, der inmitten aller Gräueltaten nie auf die Handlung vergisst. Woher Juri seine unerschöpfliche Hoffnung nimmt, dass noch mal alles gut werde, bleibt ein Rätsel.
Personen: Wilson, Christopher
SL Wilso
Wilson, Christopher:
Guten Morgen, Genosse Elefant : Roman / Christopher Wilson. Aus dem Engl. von Bernhard Robben. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2018. - 265 S.
ISBN 978-3-462-05076-9 fest geb. : EUR 19,60
Schöne Literatur - Buch