Als von Hillary gegen Mittag immer noch nichts zu sehen war, meinte Herbert, gegen die Kinderzimmertür klopfen zu müssen. Keine Reaktion. Er rief ihren Namen, doch keine Antwort. Als er sie wachrütteln wollte, spürte er die Kälte. Hillary war wohl in dieser letzten Nacht gestorben. Herbert war weder sonderlich berührt, noch verspürte er eine Art von Traurigkeit. Ganz abgeklärt ging er zum Telefon, wählte die Nummer des Hausarztes und bat Dr. Howel, doch vorbeizukommen und den Totenschein auszustellen. Hier, am Rande der Stadt, kannte man sich. Ob Pastor, Arzt oder Lehrer, ob Geschäftsmann, Angestellter oder Rentner, ob Arbeiter oder Kleingärtner, man grüsste sich, nannte sich beim Vornamen, trank den einen oder anderen Schnaps oder Schoppen gemeinsam, feierte Erntedank und andere Feste. Die Kinder gingen zusammen in die Schule, zum Konfirmations-Unterricht oder in den Sportverein, man wählte mehrheitlich die gerade regierende Partei und drängelte sich Heiligabend in der Kirche um die wenigen Sitzplätze. So kam Dr. Howel etwa eine halbe Stunde nach dem Anruf. Natürlich waren beide per Du. Der Arzt sah sich kurz die Verstorbene an und stellte dann den Totenschein aus. Statistisch gesehen sind genau das die Totenscheine, die zwar durch "Augenscheinnahme" äußerliche Einwirkungen ausschließen, aber andere Ursachen widernatürlichen Todes, wie z. B. Vergiftungen, nicht berücksichtigen und somit eventuellen Tätern in die Hände spielen. War Herbert ein Täter? Diese und andere spannende Krimi-Kurzgeschichten zur kurzweiligen Unterhaltung enthält dieses Buch.
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Weiterführende Informationen
Personen: Macherey, Laura-Valentina
Macherey, Laura-Valentina:
Ein leichter Krimi-Cocktail : Books on Demand, 2018. - 161 S.
ISBN 9783746066769