Der Sohn des Gastwirtes Lerz lief mit großen Schritten über die Heide zu dem Häuschen des Kunstmalers Deste. Er wollte seiner siebenjährigen Freundin Rosemarie etwas ganz Wichtiges erzählen. Es war Hinnerk unmöglich, für sich zu behalten, was er eben erlauscht hatte. Alle mußten erfahren, daß beim Vater soeben der Schulmeister Holsten gewesen war und einen neuen Lehrer für die kleine Schule in Unslohe mitgebracht hatte. Dieser neue Lehrer würde schon morgen sein Amt antreten, so daß dann die größeren Kinder von den kleineren getrennt werden sollten. Hinnerk rannte immer schneller, je näher er dem kleinen Heidehause kam. Im Garten erblickte er mehrere Kinder, darunter seine Freundin Rosemarie, die Tochter des Malers. "Ich weiß was - ich weiß was!" rief er atemlos vom schnellen Laufen schon von weitem. Bei Rosemarie waren gerade die beiden Kinder des Großbauern Alfken zu Besuch. Der dreizehnjährige Gottlieb lief Hinnerk entgegen, um zu hören, was es gäbe. Die neunjährige Geesche hatte es nicht so eilig; sie ließ sich im Spiel mit ihren Puppen nicht stören. "Ich weiß was Feines", wiederholte Hinnerk und betrat den Vorgarten. "Ich habe ihn gesehen!" "Wen? - Den Heideteufel?" fragte Gottlieb, und sein Gesicht fing an, vor Spannung zu glühen. "Den neuen Lehrer!" Nun horchten auch Geesche und Rosemarie auf. "Er war bei meinem Vater. Der Scholmester hat ihn mitgebracht. Morgen kommt er in die Schule. Weil wir in Unslohe so viele Kinder geworden sind, braucht unser Scholmester noch einen. Da ist ein neuer Herr Lehrer dazu gekommen." "Ach, das ist gar nicht schön", meinte Geesche. "Wenn zwei da sind, können sie viel mehr auf uns aufpassen. Beim Herrn Lehrer Holsten konnten wir viel dummes Zeug machen." "Er wird bald wieder weggehen", meinte Gottlieb und zuckte mit den Schultern. "Wir haben schon mal einen hiergehabt, der ist nicht lange geblieben. Mein Vater sagte, den konnten sie nicht gebrauchen, weil wir ihn nicht verstanden hätten." "Warum habt ihr ihn nicht verstanden?" fragte die blondhaarige Rosemarie. "Weil er ein Schwabe war, sagte mein Vater. Wenn er mit uns redete, verstanden wir ihn nicht." Rosemarie lachte hell auf. "Oh, was redest du da wieder, Gottlieb! Ein Schwabe kann überhaupt nicht sprechen. Ein Schwabe kriecht auf der Erde und ist ein scheußliches Tier. Beim Bäcker sind welche." "Dösbartel! - Unser Lehrer war ein anderer Schwabe, einer, der aus Schwabenland kommt. Das liegt weit weg von hier. Dort sprechen die Leute ganz anders." Geesche fing ...
Zum Download / Zur Anzeige
Weiterführende Informationen
Personen: Trott, Magda
Trott, Magda:
Rosemarie unser Sonnenschein : Books on Demand, 2021. - 153 S.
ISBN 9783753422749