Kein Rührstück und kein Krankenhausdrama: Katell Quillévérés Meisterwerk zeigt, wie eine Herztransplantation die Leben ganz unterschiedlicher Menschen aufwühlt.
Als Simon am frühen Morgen mit zwei Freunden zum Surfen aufbricht, ahnt niemand etwas von der drohenden Tragödie: Ein schwerer Autounfall verändert auf einen Schlag das Leben des Teenagers. Auch Simons Eltern in der Hafenstadt Le Havre müssen Entscheidungen treffen, deren weitreichende Konsequenzen sie an ihre Grenzen führen.
Unterdessen erfährt die zweifache Mutter Claire in Paris, dass ihr schwaches Herz zu versagen droht, wenn nicht umgehend etwas unternommen wird. Den Ärzten und dem medizinischen Fachpersonal in beiden Städten läuft die Zeit davon. In den nächsten Stunden wird sich zeigen, auf welche Weise diese Menschen untrennbar miteinander verbunden sind - und wie drei scheinbar zusammenhanglose Stränge einer Geschichte in einen gemeinsamen Kampf münden: den leidenschaftlichen Kampf ums Leben…
Carolin Weidner schrieb in SPIEGEL Kultur: "Aber der Reigen an Figuren, ihre spezifischen Positionen und Lebensstandorte - sie alle bleiben mehr oder weniger auf einer Ebene, über die sich gefühlt nur Simon erhebt. Das ergibt Funken, jene Funken, die die Dinge zum Laufen bringen, die etwas in einem wiederherrichten. Bei Quillévéré haben diese Funken viel mit Musik zu tun und wie diese einen Zugang zu Simon herstellt (...) Da wäre 'Paint Me Colors' des kalifornischen Folk-Punk-Duos Girlpool, mit dem der Film eröffnet und in die frühen Morgenstunden eintaucht. Oder 'Lonely Teardrops', ein Ska-Soul-Crossover des Jamaikaners Ken Boothe, quasi der Soundtrack zum Autounfall. Außerdem: ein Meeresrauschen, das Simon vielleicht hören wird, wenn die Ärzte ihm das Herz ausschneiden, ausgesucht von Juliette. Und schließlich David Bowies 'Five Years' aus 'The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars' im Abspann, der sowohl das Fühlen als auch das Leben preist sowie deren Endlichkeit. So ließe sich 'Die Lebenden reparieren' auch wortwörtlich als Katell Quillévérés Selbstverständnis ihres Tuns verstehen: Ihr Film repariert uns Lebende, die ins Kino gehen."
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Die Lebenden reparieren
Schauspieler: Monia Chokri, Tahar Rahim, Anne Dorval, Bouli Lanners, Kool Shen, Emmanuelle Seigner; Regie: Katell Quillévéré; Kamera: Tom Harari; Musik: Alexandre Desplat; Montage: Thomas Marchand; Drehbuch: Gilles Taurand, Katell Quillévéré; Vorlage: Maylis de Kerangal; Produktion: David Thion
Belgien/Frankreich 2016; FSK 12; Sprachfassung: Deutsch, Französisch. Untertitel: Deutsch; 1 Online-Ressource (100 min); Bild: 16:9 HD
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