Reiten ist in Europa eine beliebte Sportart, die Millionen Menschen anzieht. Auf den internationalen Turnieren dominieren deutsche Pferde. Bei den Turnieren der olympischen Sommerspiele von 2008 stammten 40% der Pferde aus Deutschland und die Springpferde zur Hälfte aus Holstein. Und nicht nur die sportliche Seite der Pferdezucht ist atemberaubend - auch die Preise, die Liebhaber für so ein Tier zu zahlen bereit sind: Zwischen 50.000 und mehr als 1 Million Euro kann seinem Züchter per Auktion einbringen.
Der Film verfolgt die Spuren der Pferdezucht in Holstein und Westfalen und fragt, wie Deutschland so eine "Pferde-Supermacht" werden konnte und ob diese Position unangefochten ist.
Dabei kommen auch eigenartige historische Paradoxien zutage. Als die Nationalsozialisten Polen mit Krieg überzogen und besetzten, übernahmen deutsche Pferdefachleute deren Staatsgestüte. Unter ihnen der erfolgreiche westfälische Züchter Clemens Freiherr von Nagel. In Polen wurden traditionell edle Halbblutpferde für das Militär gezüchtet, die mit englischem und arabischem Vollblut eingekreuzt waren. Baron von Nagel pflegte nach Aussage heutiger polnischer Züchter während der deutschen Besatzungszeit ein gutes Verhältnis zu den Gestütsangestellten. Nach Kriegsende kaufte der deutsche Baroneinem polnischen Offizier den Schimmelhengst Ramzes ab. Das Tier war ein sogenannter Anglo-Araber - eine Kreuzung aus englischen Vollblut-Pferden und Araberrassen. Diese Form der Züchtung wurde zu dieser Zeit vor allem in Südfrankreichs, Polen und England praktiziert. Nach 1945 revolutionierte sie die deutsche Pferdezucht und trug wesentlich zur heute dominierenden Stellung deutscher Hochleistungspferde bei. Seitdem kreuzen deutsche Züchter mal mehr, mal weniger Vollblutrassen in die bestehenden Warmblutlinien ein. Sie kombinierten die guten Charaktereigenschaften verschiedener Typen und schufen so eine neue Art von Reitpferd, in dem sich zwei verschiedene Zuchtziele vereinigen: Die seit Jahrhunderten selektierten Charaktereigenschaften von Pferden, die vor Kutsche oder Pflug gespannt wurden vereinigen sich mit den Attributen der eingekreuzten Vollblutrassen: Schnelligkeit, Wendigkeit, Risikofreude und schnelle Reflexe.
Heute reisen Züchter und Reiter aus aller Welt nach Deutschland, um Pferde auszuprobieren und auf Auktionen zu ersteigern. Doch die Konkurrenz schläft nicht - die Vorreiter-Rolle deutscher Züchter steht unter Druck, andere Nationen haben aufgeholt.
Der Film besucht die Züchter und Reiter, die Veterinäre und Wissenschaftler auf der Suche nach dem Geheimnis erfolgreicher Züchter. Polen und Ungarn spielen eine wichtige Rolle im Film, denn Züchter in diesen Ländern haben schon seit Jahrhunderten erfolgreich Vollblutlinien eingekreuzt.
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Edles Halbblut
Drehbuch: Wolfgang Bergmann; Regie: Wolfgang Bergmann
Deutschland 2009; Ab 18 Jahren; Sprachfassung: Deutsch; 1 Online-Ressource (90 min); Bild: 16:9 HD
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