Rez.: Am Anfang von Lauf nach Hause, dem überraschenden Romandebüt der britischen Autorin Sheila Quigley, weiß man eigentlich schon, wie es ausgehen wird. Das ist auch gar kein Wunder. Denn selbst Jack, ein großer, bulliger Mann, der dort um sein Leben läuft, weiß bereits, wie alles enden wird mit ihm. Seine Füße schmerzen, das Blut fließt warm und glitschig an seinen Rippen herunter. Eigentlich muss er sich nur noch Gedanken darüber machen, was mit seiner Leiche geschehen wird, wenn die Kopfjägerin ihm das Messer an die Kehle gesetzt hat. Und, ob er es tatsächlich schaffen wird, ihr ins Gesicht zu spucken. Tatsächlich setzt die Kopfjägerin Jack am Ende des ersten Kapitels das Messer an die Kehle. Aber was danach kommt, können weder die Leser noch die Figuren erahnen. Derart überraschend entwickeln sich die Ereignisse um die 16-jährige frühreife Kerry, deren drei Jahre jüngere Schwester plötzlich von Mädchenhändlern entführt wird, dass man gar nicht abwarten kann, wie Quigley die Handlung fortführt. Kerry beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und wird hineingezogen in eine mörderische Geschichte, in der nicht zuletzt die Biografie ihrer Mutter eine wichtige Rolle spielt. Und die ist der ihren auf tragische Weise äußerst ähnlich ... Sheila Quigley weiß, wovon sie schreibt. Immerhin hat sie das Milieu, in dem ihr Thriller angesiedelt ist, an eigenem Leib erlebt. Mit 15 war sie Büglerin in einer Textilfabrik, mit 18 Ehefrau, bald schon dreifache Mutter. Zur Zeit der Veröffentlichung von Lauf nach Hause war sie arbeitslos und lebte von Sozialhilfe. Dies ist jetzt wohl vorbei. Zumindest will man das hoffen. Denn Lauf nach Hause sollte keine Eintagsfliege bleiben. Dafür ist der Roman einfach auf süchtig machende Weise spannend geschrieben. --Stefan Kellerer
Personen: Quigley, Sheila
Leseror. Aufstellung: Krimi / Thriller
Quigley, Sheila:
Lauf nach Hause / Sheila Quigley. - München : Deutscher Taschenbuch Ver, 2005. - 480 S.
ISBN 978-3-423-24462-6 kt. : EUR 9,60
Schöne Literatur - Signatur: Quig - Buch