Frank Lloyd Wright als Romanfigur. (DR) Wieder hat sich T.C. Boyle einer Ikone der amerikanischen Kulturgeschichte zugewandt: nach Kelloggs und Kinsey diesmal dem Architekten Frank Lloyd Wright, der sich vor Gericht selbst einmal als den größten Architekten aller Zeiten bezeichnete. Seine Lebensgeschichte gibt einiges her als Romanvorlage, vor allem seine Liebes- und Beziehungsgeschichten sind reich an dramatischen Szenen. Die Kapitel des umfangreichen Romans sind jeweils einer seiner drei Ehefrauen gewidmet, wobei die Chronologie aufgehoben ist und Boyle mit der letzten Frau Wrights beginnt bzw. mit dem Ablösekampf von der zweiten. Seiner ersten Frau, der Mutter seiner ersten sechs Kinder, ist der geringste Raum gewidmet, sie wird in jeder Hinsicht verdrängt von Wrights Geliebter. Als Erzähler fungiert ein japanischer Schüler Wrights, der die Geschichten allerdings von einem irischen Verwandten aufschreiben lässt, der zusätzlich in Fußnoten seine Kommentare einfügt. Durch diese erzählerischen Techniken entsteht ein dichtes Sittenbild Amerikas zwischen 1900 und 1940. Einen großen Teil nimmt nämlich die Darstellung der Reaktionen der Öffentlichkeit auf den als unmoralisch empfundenen Lebenswandel Wrights und der Hetze durch die Presse ein. Wie bei Kelloggs und Kinsey wird auch hier ein egomaner Guru vorgeführt, der Luxus, Autos und Frauen liebt und absolute Unterwerfung verlangt. Neben der Karriere des überaus produktiven Architekten und den unglaublichen Schicksalsschlägen in dessen Leben zeigt Boyle, was mit seinen Anhängern und SchülerInnen passiert, die Wright in einer Art Kommune im hinterwäldlerischen Wisconsin um sich schart und für seine Zwecke einspannt. - Faszinierende Porträts und Geschichten, in ausschweifender Genauigkeit und mit leiser Ironie erzählt. Sehr gerne empfohlen. *bn* Fritz Popp

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Personen: Boyle, T. Coraghessan

Standort: U Bücher

Schlagwörter: Frank Lloyd Wright