Bei McCarten steht nicht die Gegensätzlichkeit der beiden Päpste im Vordergrund, sondern das Verbindende, Sich-Ergänzende. (DR) Der Drehbuchautor und Dramatiker Anthony McCarten weiß das "Drama" des modernen Katholizismus gut zu inszenieren. Er versteht es, das gemeinsame Dilemma der beiden Päpste, die Freiheit heutiger KatholikInnen bei gleichzeitiger Gebundenheit, herauszuarbeiten. Die Geschichte spielt sich hauptsächlich in einem Vatikan der Krisen ab, der von Skandalen überschwemmt wird, sich der Notwendigkeit der Veränderung bewusst ist, aber vor Verlusten zurückschreckt. Auf der einen Seite steht Papst Benedikt XVI., ehemaliger Kardinal Joseph Ratzinger, ein Deutscher, intellektuell und dem Luxus zugeneigt. Er sieht die Weigerung der Kirche, sich zu verändern, als ihre größte Stärke und steht somit für das Festhalten an alten Mustern. Ausgerechnet dieser konservative Papst bricht mit der Tradition und tritt als erster Papst zurück. Auf der anderen Seite kommt nach Benedikts Rücktritt Papst Franziskus, ehemaliger Kardinal Jorge Bergoglio und Jesuitenpriester, ein lebenslustiger Argentinier, der schlichte Kleidung bevorzugt - ein Mann des Volkes. Franziskus ist ein Mann, der Veränderung und Hoffnung bringt. Bei all den offensichtlichen Gegensätzen fällt den LeserInnen am Ende dieses Buches nicht nur auf, wie unterschiedlich diese zwei Päpste sind, sondern wie viel sie gemeinsam haben. Beide wuchsen in autoritären Regimen mörderischer Diktaturen auf, beide wurden beschuldigt, bei Brutalitäten tatenlos zugesehen zu haben. Alles wurde von den Mauern des Schweigens umgeben, einer Mauer, die sich in der katholischen Kirche im Umgang mit den Missbrauchsfällen widerspiegelt. Deshalb fühlten sich beide Päpste für ihr Amt moralisch ungeeignet. Es entstand eine seltsame Bruderschaft der miteinander verbundenen Schicksale. Eine dringende Leseempfehlung für alle, die hinter die Kulissen der katholischen Kirche blicken möchten.

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Personen: McCarten, Anthony Schäfer, Stefanie

Standort: U Bücher