Neues aus Zamonien - diesmal düsterer als gewohnt (ab 12) Seit dem Debütroman "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" ist es offiziell: Auf dem fiktiven Kontinent Zamonien herrscht der Ausnahmezustand. Erzähler Walter Moers hat ein Reich erschaffen, in dem sich Fantasie und Humor unkontrolliert ausbreiten - und das Ganze als eine Art Lebensgeschichte eines in die Jahre gekommenen Seebären getarnt. Mit "Ensel und Krete", einem Werk des zamonischen Schriftstellers Hildegunst von Mythenmetz, wird im Jahr 2000 die Zamonien-Saga fortgesetzt. Zudem wird auch gleich die Literaturwissenschaft persifliert etwa in Form von rotzfrechen und altklugen Bemerkungen des fiktiven Autors. Und als letztes Jahr "Rumo und die Wunder im Dunkeln" in den Buchläden auftauchte, wurde evident, dass der Markt fantastischer Heldengeschichten längst nicht erschöpft ist. Die Erzählung beginnt mit Rumo - nicht dem Kartenspiel, sondern dem Wolpertinger. Sein Name bringt mit sich, dass er in ganz Zamonien bewitzelt und verlacht wird. Zugegeben, nicht grad die beste Voraussetzung für großes Heldentum. Trotzdem wächst der smarte hundeähnliche Draufgänger den Lesern ganz besonders ans Herz, immerhin dürfen sie daran teilhaben, wie er seinen ersten Zahn bekommt, sich zum kühnen Abenteurer entwickelt und letztlich sogar seinen "Silbernen Faden" aufnimmt. Vermeintlich am Zenith seines Schaffens, wird er in Wolperting alles andere als gebührend empfangen. Kaum angekommen, muss er auch schon die Schulbank drücken und das vor den Augen seiner angebeteten Rala. Aus Orientierungsgründen stellt man ihm einen übereifrigen "Stadtfreund" zur Seite, weil das zivilisierte Wolperting nun mal keine ungehobelten Haudegen wie Rumo zulässt. Und wer denkt, dass es nun nicht mehr schlimmer geht, irrt gewaltig. Die peinlichen Vorfälle überschlagen sich und Rumo zieht beschämt von dannen, um ganz nach bewährter Reckenmanier für seine Liebste eine heldenhafte Tat zu vollbringen. Währenddessen jedoch wird Wolperting von der Untenwelt verschluckt. Mit dem Gehirn im Off-Modus, bewaffnet mit seinem jugendlichen (hormongesteuerten) Übermut, wagt Rumo sich in die todbringende Tiefe Zamoniens hinab, um Rala aus der Folter "General Ticktacks" zu retten. Darüber hinaus bewahrt er seine Artgenossen davor, im "Theater der Schönen Tode" originell abgeschlachtet zu werden - ein Spektakel, an dem sich die Untenweltler schon seit vielen Jahrhunderten ergötzen. Zweifelsfrei ist Rumo der größte Held des Kontinents und obendrein der allerbeste Streich der märchenhaft-fantastischen Zamonien-Reihe. Was ihn so liebenswert macht, ist sein menschlich motiviertes Handeln, das ihn aus dem Blickwinkel der auktorialen Erzählperspektive recht unbeholfen aussehen lässt. Seine wenig heroischen Eigenschaften wie die Schüchternheit oder die Fähigkeit, ausschließlich sterbenslangweilige Geschichten erzählen zu können, bescheren ihm noch zusätzliche Punkte auf der Beliebtheitsskala. Der subtile aber doch rabenschwarze Humor, mit dem die Spannung angeheizt wird und scheinbar emotionslos Folter- und Massenmassaker Szenen kommentiert werden, gilt als die begnadete Handschrift Walter Moers'. *ag* Susi Stadlmayr
Personen: Moers, Walter
Standort: Junge Erw.
Moers, Walter:
Rumo & Die Wunder im Dunkeln / Walter Moers. - 3. Aufl. - München : Piper, 2007. - 693 S.
ISBN 978-3-492-04548-3 fest geb. : Eur 27,70
Erzählungen ab 13 Jahre - Signatur: Ju 3 Moers - Buch