Poetischer Roman über die Suche einer Französin nach der verlorenen Hälfte einer Schriftrolle und ihre Begegnung mit der zweitausend Jahre alten Kulturgeschichte Chinas. (DR) Der Roman beginnt 1979 mit einer überlangen Erklärung, die ein betagter Professor einer französischen Sinologie-Studentin über den letzten chinesischen Kaiser gibt: Pu Yi soll in einem Anfall von Wahnsinn eine seidene Rolle mit seltenen Schriftzeichen mit den Zähnen zerrissen und aus dem Flugzeug geworfen haben. Tatsächlich ist die Studentin schon länger auf der Spur dieser in Tumschuk verfassten Schriftrolle, die den Anfang eines buddhistischen Sutra darstellt. Mit ihr gemeinsam sucht ihr Freund, den sein Vater "Tumschuk" nannte, nach der Rolle. Sein Vater war ein berühmter Sprachforscher, der während der Kulturrevolution zu lebenslangem Kerker verurteilt worden war. Als sich die Wege des Paares trennen, versucht die Sinologin, ihren Interessensschwerpunkt nach Afrika zu verlegen, aber schließlich forscht sie doch weiter nach der Schriftrolle, die sie - wie der Leser im Epilog erfährt, zu guter Letzt auch findet. Der etwa 300 Seiten lange Roman enthält eine Fülle verwirrender Details und Namen, die man sich kaum merkt. Dennoch geht von dem Buch etwas Faszinierendes aus, das wie ein Sog wirkt. Der Plot der Geschichte ist nicht in sich geschlossen und deckt trotzdem die Wandlungen einer Epoche ab. Die Art, eine Geschichte so wortreich und ein wenig umständlich zu erzählen, muss man mögen - dann wird einem das Buch gefallen. Leider hält es dem Vergleich mit dem Vorgänger "Balzac und die kleine chinesische Schneiderin" nicht stand, ist jedoch empfehlenswert! *bn* Doris Göldner
Personen: Dai, Sijie
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Dai, Sijie:
Wie ein Wanderer in einer mondlosen Nacht : Roman / Dai Sijie. Aus dem Franz. von Giò Waeckerlin-Induni. - München : Piper, 2009. - 310 S.
ISBN 978-3-492-05081-4 fest geb. : ca. Eur 20,60
Belletristik, Filme, Hörbücher - Signatur: U Dai S - Buch