Poesievolle erzählte Geschichte über den Kreislauf des Lebens am Beispiel einer besonderen Beziehung zwischen einem kleinen Jungen und einem alten Mann, die der Verlust eines geliebten Wesens miteinander verbindet. Rezension: Niklas ist traurig. Sein Hund Lola ist gestorben und seither ist nichts mehr wie es war. Niklas will am Morgen nicht aufstehen und abends nicht schlafen gehen. Selbst wenn Mama besonders lieb zu ihm ist, oder er mit Freunden spielt - dieses seltsame Gefühl von Schwere ist ständig da. "Man sieht die Schönheit der Dinge immer erst, wenn sie weit weg oder verschwunden sind." Dieser Satz seiner Lehrerin geht Niklas nicht mehr aus dem Kopf. Eines Abends grüßt Niklas auf dem Heimweg einen alten Mann auf einer Bank und wird von diesem freundlich zurückgegrüßt. Auch am nächsten Tag sitzt der Mann wieder da - die beiden kommen ins Gespräch, denken gemeinsam nach und freunden sich langsam an. Unverbindlich, doch mit großer Ernsthaftigkeit und gegenseitigem Verständnis. Johannes trauert um seine Frau, Niklas um seinen Hund. Johannes erzählt von Martha, Niklas von Lola und beide erleichtern damit ihr Herz, identifizieren diesen Verlust schließlich als das Gefühl das man hat, "wenn das Unendliche und das Endliche zusammentreffen: "Es zieht dich ein wenig. Und ist ein bisschen schmerzhaft", sagte der alte Mann." Am Ende des Winters hat Niklas eine neue Erfahrung gemacht: Er nimmt die Welt anders wahr, sieht das, was da ist, in seiner Schönheit deutlicher und kann sich daran erfreuen. Er weiß nun, dass Traurigkeit und Abschied zum Leben dazugehören: "Wir spüren dann all das, was uns nahe ist, und all das, was sich weit weg wie in unendlicher Ferne befindet. Und dabei geraten wir unmerklich ins Herz der Welt." Poesievoll und langsam, fast weihevoll, erzählt Gert Scobel eine Geschichte vom Kreislauf des Lebens, von Abschied und Neubeginn, vom Loslassen und im Jetztsein. Aus der naiv-unverdorbenen Wahrnehmung und Empfindung des Jungen und der abgeklärt-erfahrenen Reflexion des alten Mannes entsteht eine besondere Atmosphäre mit klar intendiertem philosophischem Impetus, der Ruhe und Innehalten ausstrahlt. Das tun auch die schlichten Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit roten Farbimpulsen, die zwar an manchen Stellen etwas ins Liebliche rutschen, aber insgesamt kongenial dem ruhigen Erzählton nachklingen. *ag* Elisabeth Wildberger
Personen: Scobel, Gert
Standort: Tod & Trauer
Scobel, Gert:
Wie Niklas ins Herz der Welt geriet / Gert Scobel. [Ill. von Ayano Imai]. - Berlin : Berlin-Verl., 2008. - 32 S. : Ill.
ISBN 978-3-8270-5319-0 fest geb.
Erzählungen 6-8 Jahre - Signatur: Ju 1 Scobe - Buch