Bei einem Festessen auf Schloss Bellevue begegnen sich die Blicke zweier Unbekannter. Wohl wissend, dass er dieser Frau körperlich nicht nahe kommen kann, beginnt der Mann einen Briefwechsel, der von Mal zu Mal drängender und leidenschaftlicher wird.
Martin Walser ist mit 85 Jahren als Schriftsteller produktiver denn je. Nach seinem umfangreichen religiösen Roman "Muttersohn" (ID-A 31/11) und 2 weiteren gewichtigen Büchern (ID-G 17/12 und ID-B 18/12) überrascht er nun mit einem ungewöhnlichen Liebesroman in Briefen. Ein Schriftsteller verliebt sich auf einem Empfang beim Bundespräsidenten in eine schöne (und ebenso wie er glücklich verheiratete) Theologie-Professorin und schreibt ihr danach einen Liebesbrief. Daraus entspinnt sich ein Briefwechsel, der beide einander näher bringt, aber auch wieder voneinander entfernt. Der emphatische und oft gespreizt wirkende Briefstil des Schriftstellers, der seine eigene Frau als "Heilige" verehrt und dennoch in dieser seltsamen Korrespondenz immer wieder "verrät", ist manchmal nur schwer erträglich. Walser wollte in diesem Roman offenkundig ausloten, was in der Liebe sagbar wird, wenn es keine Nähe gibt. Doch dieses Ausdrucksexperiment schöpft seinen literarischen Reiz einzig aus Walsers Sprachmächtigkeit und Formulierungslust. Das (vermutlich) kontroverse Kritikerecho wird für breiteres Interesse sorgen.
Freigegeben ab 16 Jahren.
Personen: Walser, Martin
Walser, Martin:
¬Das¬ dreizehnte Kapitel : Roman / Martin Walser. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2012. - 270 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-07382-4 fest geb. : EUR 19.95
R 11 - Signatur: R 11 Wal - Belletristik Erw.