Der Musiker Gustav Mahler ist an Bord eines Schiffes auf dem Weg nach New York und lässt sein Leben Revue passieren. Den körperlichen Verfall spürt er deutlich. Er denkt an den Tod seiner Tochter Maria, an seine Tochter Anna, die mit ihm auf dem Schiff ist, und an Alma, die Liebe seines Lebens.
Im Frühjahr 1911 tritt Gustav Mahler seine letzte Überseereise von New York zurück nach Europa an, bevor er im Mai in Wien stirbt. Was hat ihn so kurz vor seinem Tod, der ihm schon klar vor Augen stand, bewegt? Seethaler (vgl. ID-A 25/18) nähert sich in seinem neuen Roman dem Komponisten erzählend an und versucht sich an einer möglichen Lebensbilanz. Obwohl er sich eng an biografischen Daten Mahlers orientiert, von den Begegnungen mit Rodin, Freud und Gropius erzählt, entfaltet er doch mit leisen Tönen die mögliche Innenwelt des Komponisten. Seine Gefühle, seine innere Zerrissenheit, seine unerschütterliche Liebe zu Alma und ihren gemeinsamen Kindern stehen ihm am Lebensende klar vor Augen. Schmerz, Trauer und Versagen scheinen übermächtig, das kompositorische Werk dem Leben abgerungen. Seethalers Sprache ist voller symbolträchtiger Bilder, die auf Tod und Unsterblichkeit verweisen und manchmal zu sehr aufgetragen wirken. Der Mensch ist mehr als seine Erfolge und Leistungen: dafür steht stimmig der Schiffsjunge, der ein wenig an Franz aus dem "Trafikanten" (ID-A 42/12) erinnert. Unbedingt empfohlen.
Freigegeben ab 16 Jahren.
Personen: Seethaler, Robert
Seethaler, Robert:
¬Der¬ letzte Satz : Roman / Robert Seethaler. - München : Hanser Berlin, 2020. - 125 Seiten ; 21 cm
ISBN 978-3-446-26788-6 fest geb. : EUR 19.00
R 11 - Signatur: R 11 See - Belletristik Erw.