Der Frankfurter Investmentbanker Victor gehört zum Establishment, aber Luxusverwahrlosung ödet ihn an. Einzig die obsessive Liebe zu seiner Tochter Victoria wirkt authentisch. Es ist der Finanzminister der BRD, der für Victor zur Schlüsselfigur im Kontext einer zusammenfantasierten Revolution wird.
Politikverdrossenheit, gegossen in ätzenden Zynismus; die Luxusverwahrlosung der Etablierten als praktizierte Langeweile; der breite Verlust des Bürgerlichen in der Gesellschaft und Eltern, die kein Maß mehr finden in der Liebe zu ihren Kindern. Der 43-jährige Schimmelbusch (vgl. zuletzt "Die Murau-Identität", ID-G 11/14) legt hier ein unbequemes Buch vor, das im Kern ein Politthriller ist und sich zur Gesamtverneinung mausert. Hauptfigur Victor ist Frankfurter Investmentbanker, und dabei erfolgreicher, als ihm guttut. Aber er hat, was man heute eine "flexible Persönlichkeit", nennt: Seine Heirat war pures Kalkül, eine temporäre Zweisamkeit, als ihm der berufliche Stress über den Kopf wächst. Seit der Scheidung sind Sex und Gefühle Bedarfsangelegenheiten, und nur die obsessive Liebe zu seiner Tochter Victoria scheint Bestand zu haben. Geschickt versteht es Schimmelbusch, die Krise des Protagonisten, dem der Markenfetisch keine Freude mehr bringt, in eine zusammenfantasierte Revolution münden zu lassen. Der italophile Finanzminister der BRD ist dabei Schlüsselfigur. Aberwitzig, frech, breit empfohlen.
Freigegeben ab 16 Jahren.
Personen: Schimmelbusch, Alexander
Schimmelbusch, Alexander:
Hochdeutschland : Roman / Alexander Schimmelbusch. - Stuttgart : Tropen, 2018. - 213 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-608-50380-7 fest geb. : EUR 20.00
R 11 - Signatur: R 11 Schi - Belletristik Erw.