Ichimura, Yuko
3/11 - Tagebuch nach Fukushima
Buch

Eine Japanerin führt Tagebuch, als der Alltag in ihrem Land durch Fukushima aus den Fugen gerät.


Rezension

Nach dem 11. März 2011 ist auch in Tokio nichts mehr, wie es war. In den Supermärkten werden die Lebensmittel knapp, und jeder spart so viel Strom wie möglich, damit die Lichter nicht ausgehen. Für ein Blog der Süddeutschen Zeitung trägt Yuko Ichimura in dieser Zeit Tag für Tag Eindrücke aus der japanischen Hauptstadt zusammen. Inzwischen sind ihre Episoden als Buch erschienen. Es ist das persönliche Protokoll einer noch jungen Katastrophe. Die intelligenten Comiczeichnungen der Autorin schaffen in besonderer Weise einen ästhetischen Zugang zum Thema. Bei der Lektüre ihrer Texte lässt sich jedoch ein unangenehmer Eindruck von Belanglosigkeit nicht von der Hand weisen. Die Geschichten bleiben oberflächlich und sind durchtränkt von Rührseligkeit und Pathos. Wo das Tagebuch als emotionales Live-Blog sicher funktionierte, enttäuscht es in gedruckter Form. Indem es die japanische Innenperspektive kaum ausreizt, verschenkt es sein Potenzial für die europäische Leserschaft.

Im Hinblick auf das originelle Konzept zum Thema kann eine Empfehlung dennoch ausgesprochen werden. Das Buch ist allerdings weit davon entfernt, ein Geheimtipp zu sein.

Rezensent: Jonathan Horstmann


Personen: Ichimura, Yuko

Schlagwörter: Tagebuch Comic Tokio Fukushima

Ichimura, Yuko:
3/11 - Tagebuch nach Fukushima / Yuko Ichimura . Dt. von Tim Rittmann. - Hamburg : Carlsen, 2012. - 169 S. : überw. Ill. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-551-79188-7 geb. : EUR 12.90

Zugangsnummer: 0003/0395
Erzählungen ab 13 Jahre - Buch