Ein historisches Sachbuch, das das Jahr 1945 als globale Zäsur begreift und erzählerisch in Episoden angeht.
Rezension
Das Thema, das der Journalist und Essayist Buruma sich vorgenommen hat, kann schwieriger nicht sein. Der Wendepunkt (Jahr 1945), mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai (in Europa) und im September (im asiatisch pazifischen Raum), wird von Buruma in einen beeindruckend weiten Blick genommen. Er versucht, in einer Fülle von Erlebnisberichten die psychologische Situation in Europa und in Asien darzustellen. Dabei kommt jedoch keine historische Analyse heraus, das ist auch nicht seine Absicht, sondern er möchte die Betroffenheit der einfachen Menschen erfassen. Die geschichtlichen Hauptakteure kommen daher auch kaum vor. Das führt dann in der Konsequenz aber zu einem verwirrenden Vexierspiel von Einzelschicksalen und Episoden, denen eine chronologische Einordnung fehlt. Das schwierige Unterfangen, ein Gesamtbild zu geben indem er ständig die Schauplätze wechselt, ist deshalb einem historisch nicht gut gebildeten Leser kaum vermittelbar.
Die lebendig geschilderten Anekdoten und Einzelschicksale lassen den interessierten Leser das Buch nicht aus der Hand legen, aber der innere Zusammenhang fehlt oft.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Buruma, Ian
Buruma, Ian:
´45. Die Welt am Wendepunkt / Ian Buruma. Dt. von Barbara Schaden. - München : Hanser, 2015. - 411 S. : Ill. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-446-24734-5 geb. : EUR 26.00
Geschichte des 20. Jahrhunderts (1914-1945) - Buch