Eine Mutter-Tochter-Geschichte im ländlichen Sardinien der 60er Jahre.
Rezension
Murgia lässt in ihrem beeindruckenden Romanerstling das traditionelle Leben in einem sardischen Dorf lebendig werden. Das Sardinien ihrer Kindheit und der Jahre davor. Einem alten sardischen Brauch zufolge wird ein Mädchen "ein zweites Mal geboren", wenn es als "Fill'e anima", als "Tochter des Herzens" aus einer armen Familie in eine Familie gegeben wird, die gut für es sorgen kann. So wird die sechsjährige Maria für die alte Schneiderin Bonaria zur Tochter des Herzens. Wie die beiden sich begegnen, Nähe und Distanz leben, das ist meisterhaft erzählt. Doch ein Geheimnis umgibt die stets schwarz gekleidete wortkarge Schneiderin. Ruhig, manchmal unheimlich, in dichter bilderreicher Sprache erzählt Murgia von Tod und Leben in dem sardischen Dorf. Und nicht zuletzt erzählt sie ihre eigene Geschichte, denn sie selbst ist eine "Fill'e anima" und hat dies Buch ihren beiden Müttern gewidmet.
Fesselnd geschrieben erfährt man von alten Sitten und Bräuchen, regt dies schön gestaltete Büchlein zum Nachdenken über Leben und Tod, über menschliche Beziehungen an.Rezensent: Bettina Wolf
Personen: Murgia, Michela
Murgia, Michela:
Accabadora / Michela Murgia. Dt. von Julika Brandestini. - 2. Aufl. - Berlin : Wagenbach, 2010. - 173 S. ; 22 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-8031-3226-0 geb. : EUR 17.90
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