Herzberg, André
Alle Nähe fern Roman
Bücher

Die Erfahrungsgeschichte von unten orientiert an biographischen Notizen einer jüdischen Familie in Deutschland vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute.


Rezension

Andrè Herzberg, der Sänger der DDR- Band „Pankow“, schreibt auf eine sehr persönliche und ergreifende Weise die Geschichte einer (seiner?) Familie im vergangenen Jahrhundert. Orientiert und eingebettet in die alttestamentliche Grunderfahrung der nie stattgefundenen Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham (Genesis 22) führt der Verfasser auf eine oft nebensächlich anmutende Art und dabei dennoch sehr zielstrebig in die Lebens- und die ambivalente Glaubensgeschichte der jüdischen Großfamilie Zimmermann ein. Alle Geschehnisse mit und an den jüdischen Mitbürgern im vergangenen Jahrhundert werden thematisiert. Das gutbürgerliche Dasein in der Kaiserzeit, die unruhigen Tage der Weimarer Republik, die fürchterlichen Verfolgungen und Verbrechen des 3. Reiches, das Leben im Exil in den USA und England im 2. Weltkrieg, die Nachkriegszeiten in der DDR bis zum Fall der Mauer spiegeln sich im Leben dieser jüdischen Menschen. Der letzte Schwerpunkt dieses eindrücklichen Buches beschreibt das Leben von Jakob, dem Erzähler des Buches, Frontmann einer DDR-Band. Es gelingt dem Verfasser, auch die zeitlich entfernten Erfahrungen der geschilderten Familie ganz dicht heran kommen zu lassen. Ein aufregendes Buch, das eigene Lebensgedanken zum Klingen bringen kann.

Empfohlen über die Eigenlektüre hinaus für Gemeindearbeit, Gesprächskreise sowie Literaturgottesdienste.

Rezensent: Kurt Triebel


Personen: Herzberg, André

Schlagwörter: Deutschland 20. Jh. Glaube Juden

Herzberg, André:
Alle Nähe fern : Roman / André Herzberg. - Berlin : Ullstein, 2015. - 270 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-550-08056-2

Zugangsnummer: 33995
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher