Carrère, Emmanuel
Alles ist wahr
Buch

Der Versuch, literarisch dem Phänomen "Tod" näherzukommen.


Rezension

2004 wird der Autor Zeuge der Tsunami-Katastrophe und zurück in der Heimat Paris stirbt seine Schwägerin an Krebs, drei Kinder hinterlassend. Diese Ereignisse verarbeitet er literarisch im vorliegenden Roman, der deutlich auch in zwei separate Teile zerfällt. In Sri Lanka lernen er und seine Frau ein Ehepaar kennen, dessen vierjährige Tochter in der Riesenwelle ertrank. Er erkennt, dass er den Eltern nicht wirklich beistehen kann, doch das Verhältnis zu seiner Frau intensiviert sich und heilt: statt Trennung finden sie angesichts der Katastrophe wieder zueinander. Zurück in Paris stirbt seine Schwägerin an Krebs. Er beschreibt diese Frau (mit 33 Jahren Mutter von drei Kindern und Richterin: ist das realistisch?) auch in ihrem juristischen Denken, um sich ihr zu nähern. Er möchte ergründen, wie sie das Leben empfunden hat. Er schreibt in der Absicht, den Menschen über die er schreibt, in ihrer Individualität gerecht zu werden - ihr einzigartiges Leben gegen die Macht des Todes zu stellen. Erfüllung im Leben finden seine Figuren immer in der liebenden Hinwendung zu einem anderen Menschen.

Geht es auch um reale Hintergründe, ist der Roman nicht frei von Kitsch - vielleicht nicht mehr als das Leben selbst, aber in der Vertextlichung als Roman ist dies doch nicht immer gut zu ertragen.

Rezensent: Christiane Spary


Personen: Carrère, Emmanuel

Schlagwörter: Tod Liebe Individuum Verlust

Carrère, Emmanuel:
Alles ist wahr / Emmanuel Carrère. Dt. von Claudia Hamm. - München : btb, 2015. - 247 S. ; 19 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-442-74719-1 kt. : EUR 9.99

Zugangsnummer: 2014/1954
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch