Der Tierarzt und "pensionierte" Serienmörder Byongsu Kim (70) schildert sein bisheriges und gegenwärtiges, von der Alzheimer-Demenz bestimmtes Leben.
Rezension
"Mein Leben lässt sich in drei Phasen teilen. Meine Kindheit, bevor ich meinen Vater umbrachte. Die frühen und die reifen Jahre als Mörder. Das friedliche, mordlose Leben." In der Gegenwart gilt seine Aufmerksamkeit seiner Tochter Unhi und deren Schutz vor einem vermeintlich neuen Serienmörder. Er beschließt schließlich, einen letzten Mord zu begehen, um seine Tochter zu retten. Dabei ist er immer im Kampf gegen das Vergessen, gegen die fortschreitende Demenz. Der koreanische Autor verzichtet auf die gängigen Gewaltdarstellungen. Sein Protagonist erinnert in seinem Tagebuch die einzelnen Morde eher lakonisch. Für den Leser wird dabei der Kopf frei für die Empathie des Autors, der den von Alzheimer geplagten Mörder selbst sprechen lässt: "In meinem Kopf herrscht Durcheinander. Mit dem Schwinden des Gedächtnisses weiß auch das Herz nicht mehr, wohin." Der Autor lässt den Mörder am Anfang und am Ende seiner Aufzeichnungen ein Gedicht zitieren, das die Auflösung all dessen, was das Ich ausmacht, in das Nichts eindrucksvoll beschreibt.
Die Geschichte überzeugt auf der vordergründigen Handlungsebene (Was ist Wirklichkeit? Was ist das subjektive Erleben des Dementen?) und der Ebene des verschwindenden Innenlebens des Protagonisten. Sehr empfohlen.Rezensent: Reinhold Zenke
Personen: Kim, Young-Ha
Kim, Young-Ha:
Aufzeichnungen eines Serienmörders : Roman / Young-Ha Kim. Dt. von Inwon Park. - Bad Berka : cass, 2020. - 152 S. ; 20 cm. - Aus d. Korean.
ISBN 978-3-944751-22-1 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Kim - Buch