Ein Roman, der im Milieu einer kleinen sudetendeutschen Gemeinde in der ehemaligen DDR spielt.
Rezension
In Erfurt explodiert im Jahr 1969 die Domuhr. Ein junger Mann ohne Papiere, offenbar unter schwerem Gedächtnisverlust leidend, wird aufgegriffen und schließlich als Eduard Meißerl, Mathematiker und Zeitforscher, identifiziert. Der eher unauffällige Mann, der mit seiner Freundin sein Leben in Ruhe hätte leben wollen, gehört durch einen Freund, seine Mutter und andere Bekannte zu einer kleinen Gruppe Sudetendeutscher, die innerhalb des real existierenden Sozialismus vom halbherzigen irrealen Wunsch nach einem autonomen Sudetenland getragen werden und die in und mit ihren Erinnerungen leben. Man beschließt einigermaßen planlos eine entsprechende Demonstration in Prag. Hier nun schlägt die sozialistische Gegenwart zu …– Der Debütroman der jungen Autorin, die 1971 in Erfurt geboren wurde und 1989 in den Westen flüchtete, ist eine tragikomische Geschichte, in der verschiedene Personen und Schicksale wie mit einer Kamera „gefilmt“ werden. Durch die verschiedenen Schichten von Zeit und Erinnerung, verstärkt durch dialektgefärbte Szenen, durch groteske Einfälle und Rückblenden, gelingt ihr ein hochkomischer Roman mit ernstem Kern. Der Leser wird Zeuge von bierdunstgeschwängerten Diskussionen, dem Schwelgen in Wolf-Biermann-Liedern, dem Kleinstadtmief, aber auch zarten Gefühlen und Idyllen.
Unbedingt zu empfehlen !Rezensent: Cornelia von Forstner
Personen: Braslavsky, Emma
Braslavsky, Emma:
Aus dem Sinn : Roman / Emma Braslavsky. - 1. Aufl. - Berlin : Claassen, 2007. - 361 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-546-00419-0
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher