Lebensgeschichte eines jüdischen Mannes, der seine Identität sucht.
Rezension
Über einen Zeitraum von Jahrzehnten begegnet der Ich-Erzähler dem Historiker Jacques Austerlitz an wechselnden Orten und erfährt dabei dessen Lebensgeschichte. Austerlitz, der 1939 mit einem "Kindertransport" nach England kam, dadurch Namen, Identität, Eltern, Muttersprache und Heimat verlor und bei Pflegeeltern aufwuchs, erfährt erst als junger Erwachsener seinen wirklichen Namen. Noch viel später erlangt er in einem mühsamen Erinnerungsprozess Wissen über seine Herkunft. Ohne, dass je das Wort Holocaust fiele, ist dies die nachhaltige Darstellung einer Lebensgeschichte, die durch den Holocaust geprägt ist, die Geschichte eines Entwurzelten, der heimatlos bleibt. In der bemerkenswerten Hörspielfassung gelingt es dem überragenden Sprechertrio - Ulrich Matthes als Erzähler, Ernst Jacobi in der Titelrolle und Rosemarie Fendel als ehemaliges Kindermädchen in Prag, den sensiblen Ton und die Sprach- und Erzählkomposition des Autors zu treffen.
Allen Büchereien für einen gut ausgebauten Hörbuchbestand und bei Bedarf an anspruchsvoller Literatur unbedingt empfohlen.Rezensent: Doris von Eltz
Personen: Sebald, W.G.
Sebald, W.G.:
Austerlitz : Hörspiel / W.G. Sebald. Hörspielbearbeitung von Stefan Kanis. Musik von Cornelia Friederike Müller. Sprecher: Ulrich Matthes, Rosemarie Fendel, Jonathan Bordag. - München : Hör-Verl., 2012. - 1 CD ; 82 Min.
ISBN 978-3-86717-842-6 : EUR 14.99
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - CD