Zaimoglu, Feridun
Bewältigung Roman
Buch

Ein durchaus spannender Künstlerroman, in dem versucht wird, Hitler literarisch zu fassen.


Rezension

Der Hauptcharakter ist "der Autorö, namenlos und mit Zügen von Zaimoglu, der durch Bayern zieht, um über Hitler zu schreiben, oft der Abnutzungsvermeidung wegen mit "H." abgekürzt. Halb Arbeitstagebuch, halb Chronik eines sich anbahnenden Scheiterns, mit Passagen aus Fachliteratur, Bruchstücke von Erinnerungen und gelegentlich schrägen Visionen - man kann dem Autor bei einer Qual zuschauen. Der Stoff droht, ihn zu verschlingen. Wann wird die eigene Kunst gefährlich für den Künstler, gibt es Themen oder Stoffe, die sich der literarischen Bewältigung entziehen? Das wird nicht auf einer schwierig zu erschließenden Metaebene versteckt, sondern springt als Fieberkurve auf jeder Seite ins Auge. Schreiben bedeutet immer Nähe zum Material, doch kann man sich Hitler nähern, ihn als literarische Figur entwickeln und gleichzeitig einhegen und bannen? Und ist es dabei hilfreich, über türkische Wurzeln zu verfügen und gleichzeitig einer der wortmächtigsten deutschen Autoren zu sein?

Ein Romanexperiment, das geradezu danach ruft, gemeinsam gelesen, verstanden und beurteilt zu werden.

Rezensent: Volker Dettmar


Personen: Zaimoglu, Feridun

Schlagwörter: NS-Zeit Geschichte Faschismus Hitler

Zaimoglu, Feridun:
Bewältigung : Roman / Feridun Zaimoglu. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2022. - 268 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-00348-2 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2015/2670
Buch