Lautes Denken in leiser Abhängigkeit - ein gelungenes Romandebüt über den Weg hin zum, mit dem und weg vom Alkohol.
Rezension
Lucy ist genervt und insgeheim überfordert. Beruf: Lehrerin. Privat: Mutter, Ehefrau. Und abhängig von Alkohol. Alles ist ihr zu viel, zu nah, zu eng. Nachdem Lucy alkoholisiert einen Unfall verursacht, wird sie von ihrer Freundin zu einem stationären Klinikaufenthalt gedrängt. Innerlich im Widerstand gegen diese Maßnahme und der festen Überzeugung die Zeit dort abzusitzen, begibt sie sich dort in Behandlung. Nur langsam löst sich das Muster der Verdrängung und Verschlossenheit. Mit viel spitzem Sarkasmus und kurzen, prägnanten Sätzen flirrt und springt die/der Leser/in durch Lucys Gedankenwelt und erlebt dabei Ablenkungsmanöver, Heimlichkeiten, Verleugnung - Ungesagtes aber Gedachtes. Eine Reise durch den inneren Selbstschutz-Parcours und die Zerfaserung des Kognitiven. Dieser Roman zeichnet sich insbesondere durch den stilistischen Balanceakt aus, das ernste Thema Sucht/Alkoholismus mit einer provokanten aber nicht gänzlich unrealistischen Persiflage auf therapeutisch-stationäre Settings zu verbinden. Wo die Storyline an sich wenig Überraschendes bietet, lebt und fesselt dieser Roman durch seine sprachlich-dominante Stilistik und die literarische Aufbereitung.
Ohne erhobenen Zeigefinger oder aufgesetzter Dramatik gelingt es der Autorin (beruflich erfahren in der Suchtberatung) auf der Meta-Ebene quasi Roman und Sachbuch zu vereinen.Rezensent: Lena Danneberg
Personen: Zechner, Marion
Zechner, Marion:
Bewölkt aber trocken : Roman / Marion Zechner. - Graz : Leykam, 2021. - 455 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-7011-8176-6 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Zec - Buch