Undercover-Reportage über Gewalt und Rassismus in der französischen Polizei.
Rezension
Der französische Journalist Valentin Gendrot hat bereits mit einer unter Pseudonym veröffentlichten Undercover-Reportage über die prekäre Arbeit im Billiglohn-Sektor Schlagzeilen gemacht. Nun widmet er sich erneut einer schlecht bezahlten Berufsgruppe, die unter prekären Bedingungen für ihren Lebensunterhalt sorgt: den französischen Hilfspolizisten, die nach einer nur drei Monate dauernden Ausbildung mit Waffen ausgestattet auf die Straßen geschickt werden. Dass die völlig überforderten Aushilfs-Flics die strukturelle Gewalt, die ihnen widerfährt, weiterreichen, schildert Gendrot nüchtern und damit umso eindrücklicher. Massive Gewalt, rassistische Diskriminierung und kriminelle Aktionen sind an der Tagesordnung. Anschaulich erzählt er von dem Dilemma, in das seine Undercover-Rolle ihn führt: Bei brutalen Übergriffen seiner Kollegen schaut er zu, deckt hinterher die Verantwortlichen und unterstützt damit genau die Strukturen, gegen die er mit seinem Buch eigentlich anschreiben will.
In der auch in Deutschland hochaktuellen Diskussion um Gewalt und Rassismus in der Polizei eine lesenswerte Perspektive aus dem Nachbarland Frankreich.Rezensent: Thomas Hardtke
Personen: Gendrot, Valentin Bayer, Martin
Gendrot, Valentin:
Bulle - Undercover in der Polizei von Paris / Valentin Gendrot. Dt. von Martin Bayer. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2022. - 214 S. ; 21 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-455-01158-6 geb. : EUR 20.00
Recht, Kriminologie - Signatur: Sc Gen - Buch