Honigmann, Barbara
Chronik meiner Straße
Buch

Tagtägliche Begegnungen und Beobachtungen in einer ganz gewöhnlichen Straße führen in ungeahnte Weiten.


Rezension

Seit drei Jahrzehnten lebt Barbara Honigmann in Straßburg in einer wenig attraktiv aussehenden Straße, von der es heißt, dass am dort am Anfang wohne, um bald in eine vornehmere Gegend zu wechseln. So war sie zunächst auch bei der Autorin als ein Provisorium gedacht, doch es kam anders. Ihr Schreibtisch steht noch immer vor dem Fenster mit Blick auf den Balkon, den eine freundliche Hausbewohnerin ihr eines Tages mit bunten Blumen bepflanzte. So bunt und vielfältig sind auch die Eindrücke im Quartier voll Schicksalen im Völkergemisch der vielfältigen Ethnien mit ihren ab und an befremdlichen Gewohnheiten, auch Schrulligkeiten, nur der sprichwörtlichen französischen Lebensart begegnet man in der grenznahen Straße nicht. Heimat aber ist hier auch nicht wirklich, obwohl man nach etlichen Jahren im Hinterhof die eigene Laubhütte aufstellen darf, um die Festwoche zu begehen. Die Verwarnung der von Nachbarn herbeigerufenen Polizei, die Laubhütte innerhalb einer Woche abzubauen, kann man problemlos zusagen, denn dann ist das Fest zu Ende - bis zum nächsten Jahr.

Eine zauberhaft erzählte Straßenchronik, voll Lebensschicksalen und Lebensweisheit, hier und da nicht ohne ein Schmunzeln oder voll Ironie, aber auch nostalgisch und jedenfalls höchstaktuell in einer multikulturellen Zeit.

Rezensent: Halgard Kuhn


Personen: Honigmann, Barbara

Schlagwörter: Fremdheit Heimat Interkulturalität

Honigmann, Barbara:
Chronik meiner Straße / Barbara Honigmann. - München : Hanser, 2015. - 151 S. ; 19 cm
978-3-446-24762 geb. : EUR 16.90

Zugangsnummer: 2014/1513
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Hon - Buch