Eine spannend zu lesende kleine Kulturgeschichte eines deutschen Phänomens.
Rezension
Viele Prominente haben ihre Wurzeln und Heimat in einem Pfarrhaus. Wie kommt das? Nicht nur Denker und Denkerinnen, auch Künstlerinnen, auch Terroristinnen, auch Politiker und Politikerinnen kommen aus jenem "Hort des Geistes und der Macht". Dass ein Pfarrhaus voller Kinder, einer "vorbildlichen Ehe" und einer Kultur der Gastfreundschaft genuin protestantisch ist, kann man sich an der Abschaffung des Zölibats herleiten. Dass Familie Luther mit der tatkräftigen Lutherin zu einem glorifizierten Vorbild überzeichnet wurde, ist unschwer zu verstehen: es war eine Revolution, dass endlich die Frauen zu offiziellen Partnerinnen in einem offenen Haus wurden. Und es war Absicht der Reformatoren, die Rolle der Pfarrfrau zu stärken und die Bedeutung der pfarrherrlichen Familie zu betonen. Daraus wurden Fluch und Segen gleichermaßen. Chistine Eichel geht dem allen sachkundig und kenntnisreich auf den Grund. Dabei liest sich das Buch unterhaltsam und aktuell. Auch Neugierige kommen auf ihre Kosten.
Allen Büchereien gern empfohlen. Für die Eigenlektüre, für Literaturkreise und Gemeidearbeit.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Eichel, Christine
Eichel, Christine:
Das deutsche Pfarrhaus : Hort des Geistes und der Macht / Christine Eichel. - Köln : Quadriga, 2012. - 367 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-86995-040-2 geb. : EUR 22.99
Geschichte einzelner Staaten und Länder (Gesamtdarstellungen) - Buch