Nelson, Alice
Das Kinderhaus Roman
Buch

Von traumatisierten Müttern, die ihren Kindern nicht ihre Liebe zeigen können.


Rezension

Constance empfindet keine Zuneigung für ihren Sohn. Sie füttert, badet, pflegt den Zweijährigen, aber ihm Liebe zeigen, das kann sie nicht. Sie ist vor dem Völkermord in Ruanda geflohen und nun in New York gestrandet. Dort trifft sie auf Marina. Die Dozentin kennt sich nur zu gut aus mit Müttern, die ihren Kindern keine Wärme schenken können. Sie ist selbst zusammen mit ihrem Bruder im Kinderhaus eines Kibbuzes aufgewachsen, getrennt von ihrer Mutter, die als Kind während des Zweiten Weltkriegs mutterseelenalleine von Prag nach England und später in die USA geschickt wurde. Marina will der traumatisierten jungen Frau und dem kleinen Gabriel helfen. Dabei beginnt sie neu ihre eigene Biografie, den Suizid des Bruders und das Verschwinden der Mutter zu reflektieren. Die Geschichte über Mütter, die zwar überlebt haben, aber innerlich wie tot sind und Kinder, die nicht anders können, als ihre Mütter zu lieben, könnte leicht ins Rührselige abdriften, aber Alice Nelson erzählt die Schicksale der entwurzelten Flüchtlingsfrauen und deren Kindern behutsam, fast sachlich. Das macht den Roman sehr berührend und unbedingt lesenswert!

Sehr gerne empfohlen, für alle, die sich für die psychischen Auswirkungen von Völkermorden, Flüchtlingsschicksalen und Traumatisierungen interessieren, auch in der zweiten Generation.

Rezensent: Dagmar Paffenholz


Personen: Nelson, Alice Feldmann, Claudia

Schlagwörter: Flucht Mutter Trauma Kibbuz

Nelson, Alice:
Das Kinderhaus : Roman / Alice Nelson. Dt. von Claudia Feldmann. - Berlin : List, 2019. - 313 S. ; 21 cm. - Aus d. austral. Engl.
ISBN 978-3-471-35181-9 geb. : EUR 18.00

Zugangsnummer: 2014/7899
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Nel - Buch